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„Scheitern ist eine Hoffnung und ein Zeugnis“

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DAS ERDBEBEN. Von Reinhold Schneider. Kösel-Verlag, München. 139 Seiten. — DER TOD DES MÄCHTIGEN. Erzählung. Von Reinhold Schneider. Herder-Verlag. 55 Seiten. Preis 25.80 S.

Aus der Geschichte Portugals erzählt Reinhold Schneider drei Begebenheiten: „Die Geschichte eines Nashorns", „Donna Anna d’Austria“ und „Erdbeben“. Alles ist in unserem Leben fragmentarisch; unsere Wünsche gehen aus den Träumen und Metaphysiken ins Grenzenlose, und es läßt sich immer nur ein Teil, eben ein Fragment, unserer Sehnsüchte verwirklichen. Manchmal scheitern wir an der Uebergewalt der Natur, manchmal an der Unzulänglichkeit eines Menschen. Schneider schildert diese menschliche Grundbefindlichkeit als Grund zur Hoffnung, nicht als Grund zur ausweglosen Angst.

Im „Tod des Mächtigen“ wird diese christliche Hoffnung genauer benannt: der Heilige. (Das berühmte Sonett ist darin wie ein Vorwort abgedruckt: „Jetzt ist des Heiligen Zeit.“) Der König und der Heilige ringen miteinander um den Sieg des Geistes, um die Hoffnung auf den, der alle Bruchstücke vollendet. Auf den König geriet die Stellvertretung im Bösen; auf den Heiligen sammelt sich die Stellvertretung im Guten. Beide brauchen deshalb einander und — wir brauchen beide; die dämonischen und die himmlischen Mächte stehen in unserer Geschichte, der wir vielen meist als nichtwissende Akteure eingefügt sind; Wissende und Ringende sind die mit Stellvertretung Belasteten. Die Macht des unbeirrten Gebetes bringt immer eine Lösung — wenn auch unter Qualen und meist ganz anders, als wir sie erwarten. Hoffnung ist also immer: das Erhoffte aber liegt jenseits, am Ende, und deshalb kann man ihm keine Vorschriften machen. An uns ist es, das Unfertige unter Gebet zu ertragen. — Mit solchen Gedanken, mit diesem Trost legt man diese Erzählungen aus der Hand. Das ist sehr viel!

DAS KREUZ IN DER ZEIT. Der Kreuzweg und die sieben Worte am Kreuz. Von Reinhold Schneider. Herder-Verlag, Freiburg. 96 Seiten.

Es ist nicht leicht, Gebete niederzuschreiben, daß sie nicht indiskret und peinlich wirken. Das gelingt nur einem Dichter, der zugleich ein Beter ist. — Nicht beruhigend, aber tröstend sind diese Worte über das Leiden und über die Worte des Herrn. Jedesmal legt man, um eine Armut reicher, das Buch weg — man ist gern arm geworden mit dem armen Gekreuzigten, weil Sein Erlösungswerk unsere Freiheit ist. Den vielen Zauderern unserer Zeit möchte man diese Betrachtungen in die Hand geben.

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