6599426-1953_27_11.jpg
Digital In Arbeit

Das Faust-Ballett „Abraxas“

Werbung
Werbung
Werbung

Vor nachtdunklem Hintergrund macht der greise Faust magische Experimente. Nach dem Tiger Uhd der Schlange erscheint Bellastriga, die schöne Hexe in der Rolle Mephistos, und zaubert Archi-sposa herbei, die Inkarnation von Schönheit, Ueppigkeit und Reichtum. Sie und die wiedergeschenkte Jugend sind der Preis des Paktes, den Faust mit der Hölle schließt. Im zweiten Bild, das der „Kaiserlichen Pfalz“ in „Faust II“ von Goethe entspricht, begegnet Faust der Archisposa in neuer Verwandlung. Im „Pandämohium“ trennt er sich von ihr. „Das Trugbild“ zeigt die Helena-Episode. „Die Begleichung“ wird durch die auf eine kurze Begegnung reduzierte Gretchen-Tragödie eingeleitet und endet mit Fausts Höllenfahrt.

Man sieht: Elemente der alten Faustsagen, bereichert um Motive und Symbole aus der gnösti-schen Sphäre, der auch der Titel entstammt. Nach einem Entwurf H. Heines entwarf WernerBgk eine Handlung in fünf Bildern und schrieb dazu eine Musik, der mit Recht Kraft der Erfindung, neuartige instrumentale Farbigkeit und Formgefühl nachgerühmt wird. Technisch war für den Komponisten vor allem die Aufgabe zu lösen, die komplizierte Handlung auf das Sinnbildliche zu reduzieren und ohne pantomimische Zwischenspiele verständlich zu machen. Das positive, für eine tanzbare Ballettmüsik entscheidende Ergebnis, ist eine Reihe geschlossener Nummern mit meist ostinaten Rhythmen, die dem Tänzer Sicherheit verleihen und freie Entfaltung der Bewegung gestatten.

Der Ernst und die Ansprüche des Sujets Sowie

die künstlerisch-technischen Möglichkeiten, die das Szeniarum Und die Musik bieten, wurden von der Choreographirt Erika H a n k a, dem Bühnenbildner Stefan H I a w a ufld der Kostümzeichnerin Erhi K n i e p e r t richtig erkannt und in kongenialer Weise genützt. In den anspruchsvollen, höchst ergiebigen Hauptrollen lernten wir die besonderen Qualitäten Erwin Pökornys, Traude Brexners, Lucia Bräuers, Willy Dirtls und Lucia Schwabs schätzen (und bei einigen von ihnen zum ersten Mal kennen). Auf zahlreiche treffliche und eindrucksvolle Details werden wir an dieser Stelle später eingehen. Für heute nur der Hinweis, daß wir hier eine Glanzleistung des Staatsopernballetts vor uns haben.

„Daphnis und Chloe“, nach der Musik R a v e 1 s — einer der schönsten und bezauberndsten Partituren, die je für Ballett geschrieben wurden — stellt die Choreographie vor fast unlösbare Aufgaben. Man hielt sich an das konventionelle und recht unbedeutende Szenarium Michael Fokins, nach dem diese Musik zum ersten Mal vor 40 Jahren getanzt wurde. Wahrscheinlich hätte nur ine radikale Umdichtüng oder die Findung eines völlig neuen Stiles für dieses „ausgedehnte Klangfresko“ (wie Ravel sein Werk nannte) helfen können. Die gleichen Künstler wie irrt „Abraxas“ waren um die Gestaltung sehr — aber ohne besonderen Erfolg — bemüht. Willy Dirtl und Grete Bauer tanzten die Titelpartien. Heinrich Hollrciser dirigierte.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung