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Das SUBE Leben

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Ein halbes Jahr internationaler Vorreklame haben der österreichischen Premiere von Federico F e 11 i-n i s umstrittenem neuem Film „Das süße Leben“ einen kommerziell wahrscheinlich fruchtbaren Boden bereitet. Ob die Saat auch bei uns aufgehen wird, ist allerdings eine andere Frage. Aus kompetenten ausländischen Quellen wußten wir, daß wir es hier nicht mit dem Werk einer christlichen Erlösungsidee, als deren Gestalter wir Fellini in seinen Meisterwerken „La strada“, „11 Bidone“ und „Die Nächte der Cabiria“ so sehr schätze konnten, zu tun haben. Um so mehr richtete sich unser Augenmerk daher auf die ästhetische Relevanz seines „heißen Eisens“, und um so bitterer war auch hier die Enttäuschung. Es darf wohl schon als bekannt vorausgesetzt werden, daß es Fellini im „Süßen Leben“ darum geht, das morbide Vergnügungsleben gewisser römischer Adels- und Gesellschaftskreise in seiner gräßlichen Leere anzuprangern. Er tut dies in locker aneinandergeknüpften Episoden, durch die als verbindende Figur ein junger Journalist geht, der Sensationen für halbfaschistische Blätter liefert und auch in seinem Privat- und Liebesleben kaum Skrupel kennt. Aber diese Episoden gewinnen zumeist kein gedankliches Profil und bleiben auch die er-n$J&nSte ÜPiBto JfiJwJdK-^Sie werd^jm. HWeJm we^schw^if^..und,igesch^ätzig und drängen so .tauge* WV mR F4l jnety,ui;;zejtliche (iMeJdajj-r fatjrei Stunden!) als in geistige Dimensionen. Ein weiteres dramaturgisches — und zugleich ideologisches — Manko ist der Umstand, daß Fellini den moralischen Morast weit (wenn auch nicht bildlich indezent) ausbreitet, aber keinen positiven Gegenpol zur Entzündung eines dramatischen Konflikts bietet. Die christlichen Symbole der Anfangs- und Schlußszene sind ein ebenso dürftiges moralisches Alibi wie der Rontitel — qui s'excuse, s'accuse! — des Vorspanns. Anerkennung verdient zweifellos die optische Brillanz vieler Passagen sowie die überwiegend souveräne Regie- und Schauspielerführung. Hiebei ist allerdings zu bedenken, daß bekannte Antitalente, wie Anita Ekberg und Lex Barker, praktisch Selbstporträts lieferten; daß dies auch Mitglieder der römischen Hocharistokratie — wohl „per piacere“ — in der gespenstischen Adelsparty taten, muß man schon als makabre persönliche Prostitution empfinden.

Das Theaterstück des Wieners Mario Simmel „M ein Schulfreund“ ist in Kürze über viele deutschsprachige Bühnen gegangen, so daß seine Verfilmung nahelag; die sehr kritisch beurteilte Aufführung der Josefstadt (mit Ernst Waldbrunn) dürfte daher noch in frischer Erinnerung sein. Mit Heinz Rühmann, dessen reife Darstellungskunst immer noch nach innen wächst, hat der Film seinen größten Aktivposten. Drehbuch und Regieführung von Robert Siodmak sind im ersten Teil — das tragikomische Schicksal des kleinen Geldbriefträgers in der Nazi-Ära — glänzend, doch dann häufen sich die Unglaubwürdigkeiten der Handlung über Gebühr. Insgesamt aber doch ein sehenswerter Versuch, jüngste Zeitgeschichte unter positiven menschlichen und politischen Vorzeichen zu gestalten.

Der Rest rechtfertigt nicht mehr als summarische Nennung und schlagwortartige Charakteristik. Obenan sei „Spiel mit der Ehe“ als nette, besinnliche Komödie in französischer Originalfassung gesetzt, darunter die typisch amerikanische Unterhaltungsmischung „Engel auf heißem Pflaster“ (mit Bing Crosby als katholischem Pfarrer) sowie der annehmbare deutsch-israelische (I) Abenteuerfilm „Brennender Sand“. Italien liefert mit „H a n n i b a 1“ und „Die Rache der B o r g i a“ wieder halb- bis pseudohistorische Monsterschinken, England den utopischen Gruselkitsch „Rakete 510“; bereits auf dessen letzter Stufe stehen auch Deutschlands idiotischer Klamaukschwank „Pension S c h ö 11 e r“ sowie Finnlands „M ädcheü vom See“, ein Gesellschaftsroman von vorgestern.

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