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Dem jubilierenden Orchester

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DAS BUCH HER WIENER PHILHARMONIKER. Von Hans Weif tl. Residenz-Verlag, Salzburg. 141 Seiten, 60 Abbildungen, eine kleine Schallplatte. S 160.— (Ab 1. Hai S 180. — ). — MUSIZIEREN GEHT UBERS PROBIEREN ODER VIEL HARMONIE MIT KLEINEN DISSONANZEN. Die Geschichte der Wiener Philharmoniker in Anekdoten und Geschichten. Von Alesander Wlteschnik. Paul-Neff-Verlag, Wien. Mit zahlreichen Zeichnungen und Abbildungen. 812 Seiten. 2 S.

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DAS BUCH HER WIENER PHILHARMONIKER. Von Hans Weif tl. Residenz-Verlag, Salzburg. 141 Seiten, 60 Abbildungen, eine kleine Schallplatte. S 160.— (Ab 1. Hai S 180. — ). — MUSIZIEREN GEHT UBERS PROBIEREN ODER VIEL HARMONIE MIT KLEINEN DISSONANZEN. Die Geschichte der Wiener Philharmoniker in Anekdoten und Geschichten. Von Alesander Wlteschnik. Paul-Neff-Verlag, Wien. Mit zahlreichen Zeichnungen und Abbildungen. 812 Seiten. 2 S.

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Demnächst begehen die Wiener Philharmoniker ihren 125. Geburtstag. Zu diesem festlichen Anlaß sind die beiden hier anzuzeigenden Bücher geschrieben worden, und sie enthalten, jedes auf seine Art, genau das, was ein so berühmtes und beliebtes Orchester über sich gesagt zu hören wünscht und was die Freunde und Stammgäste dieses Orchesters — und es sind ja deren via Rundfunk einige hunderttausend — gerne lesen wollen. Hans Weigel bezeichnet (S. 77) sein Buch als einen „Lobgesang“, und auf der gleichen Seite, 20 Zeilen weiter, heißt es: „Wenn ein Hornist der Wiener Philharmoniker gickst, klingt es besser als wenn ein anderer Hornist richtig bläst...“

Hanslick zitierend, mit dem Weigel ja auch sonst sympathisiert, werden auch die Programme der Abonnementkonzerte gelobt, ebenso das Publikum besagter Konzerte, „das gegen Novitäten lebender Komponisten sehr streng vorgeht“. Indem es nämlich stehen beziehungsweise sitzen bleibt, wo man schon vor 50 Jahren saß... Die „Novitäten“ jener Jahre waren Kompositionen von Reinecke, Esser, Raff, Lachner, Käsmayer, Brüll und Volkmann. Nun, die konnten mit den Klassikern wirklich nicht konkurrieren.

Aber dann, näher der Gegenwart, ändert sich die Situation (aber nicht die Haltung des Orchesters): „Es gibt in Wien immer mindestens eine jeweilige Wiener Schule der Komposition, und diese Wiener Schulen sind jeweils böse auf die Wiener Philharmoniker; denn dieses Wiener Orchester hat es sich zur Tradition gemacht, die Wiener Schule gelegentlich zu schwänzen...“ Aber wenn sie tot sind, die Komponisten, werden sie „nachgeholt“. Mit Ausnahmen, selbstverständlich. — Was die spezifische Eigenart und die Leistung des Orchesters betrifft, so macht Weigel da feine Unterschiede, zum Beispiel: „Andere Meisterorchester streben nach Vollendung. Die Wiener Philharmoniker veranstalten Konzerte. Immer gut sein, das ist keine Kunst. Jedesmal gut sein, das ist es!“ Trotzdem sollte man die Wiener nicht auf Kosten anderer Orchester loben, etwa so: „Die großen reisenden Meisterorchester mit ihren Spitzenprogrammen sind reisende Schallplatten aus Fleisch und Blut. Die Wiener Philharmoniker sind eine reisende Gruppe von soundso vielen Herren; und wenn der Dirigent an sein Pult tritt, weiß man nicht das Geringste im Voraus.“ — Doch besteht Weigels Buch keineswegs nur aus solchen Bonmots,sondern erzählt im Plauderton, fast lückenlos, auch die Geschichte des Orchesters, was ganz nützlich und unterhaltsam zu lesen ist. Das Schönste zum Schluß: es ist die auf dem Vorsatzblatt stehende Widmung: „In memoriam Wilhelm Furt-wängler, Franz Schalk, Arturo Toscanini, Bruno Walter.“ Die Auswahl mag willkürlich erscheinen, aber den Namen von Furtwängler hat Weigel mit gutem Grund an die Spitze gesetzt: denn er war es, dem Weigel einmal (vor mehr als 20 Jahren), in absoluter Unkenntnis von Furtwänglers Haltung während des Dritten Reiches, sehr Unrecht getan hat...

Das besonders gefällig ausgestattete Anekdotenbüchlein von Witeschnik dankt seine Entstehung einer Beobachtung, die der Autor als Begleiter des Orchesters auf einigen Auslandsreisen machte: daß, wo immer drei Philharmoniker beisammen standen, anekdotische Späne flogen. Das ist ein gut gewähltes Bild. Die hier gesammelten Späne lassen auf feinere und gröbere Hobel schließen. Fast lückenlos setzt sich, wie aus Mosaiksteinchen, auch hier die Geschichte des jubilierenden Orchesters zusammen. Wir werden ' gelegentlich in den „Literarischen Blättern“ einige Proben bringen, daher vorläufig nur dieser kurze Hinweis.

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