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Die schwierigen Wege des Lebens

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Seit seiner ersten Ausstellung (1963) ist Walter Schmögner vor allem als Grafiker, Karikaturist und Illustrator von Kinderbüchern bekannt geworden. Nun soll man ihn - im Zuge der Retrospektive ab 23. Jänner im Historischen Museum der Stadt Wien auch als Maler kennenlernen. In Wien hat man ihn zuletzt wohl als Bühnenbildner (im Volkstheater) erlebt: 1995 war es die Ausstattung zum „Schwenk“, 1994 das Bühnenbild zu „Der Wunderheiler“.

Nach seiner Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt war Schmögner in der Werbung tätig, bis ihm zu Beginn der siebziger Jahre mit seinen Buchillustrationen der künstlerische Durchbruch gelang: Sein erstes Kinderbuch („Das Drachenbuch“) erschien im Insel Verlag, nachdem Jugend & Volk zu lange gezögert hatte. Trotz skeptischer Einwände von Pädagogen hatten seine schrulligen Bildideen Erfolg. Für die Illustrationen zu „Mrs. Beestens Tierklinik“ erhielt er 1971 den Deutschen Jugendbuchpreis.

Seine Vorliebe für Makabres — seine frühen Zeichnungen handeln immer wieder von Explosion, Zerfall und Verwesung - erklärt Schmögner mit dem Ur-Wiener in ihm: „Das ist eine Qualität, die es nur in Wien gibt. Daß man relativ früh beginnt, über den Tod nachzudenken, ist für manche makaber, für mich ist das einfach Freude am Leben. Umsomehr man sich mit dem Tod beschäftigt, umso schöner wird das Leben.“ So faszinieren ihn auch biologische Umwandlungsprozesse. 1986 sorgte er mit seiner Briefmarke „Faule Birne“ für einiges Aufsehen. Überhaupt ist Schmögner begeistert von den kleinen Dingen: etwa von Insekten, die er, seit er vorwiegend am Land lebt, gerne beobachtet; oder vom Staub, den ein greller Sonnenstrahl sichtbar macht.

Seine sorgfältig konstruierten, unterirdischen Architekturen erklärt er mit Kinderträumen: „Ich habe viel von Stiegenhäusern geträumt, von seltsamen Stufenanlagen. Das habe ich immer mehr kultiviert und dann als Symbol verwendet, um schwierige Wege des Lebens darzustellen.“

Meist aber - gerade beim Malen -verselbständigen sich seine Ideen. Schmögner hat sich zunehmend von der Gegenständlichkeit entfernt: „Es ist ein Lernprozeß. Im Laufe des künstlerischen Darstellens neigt man zu Vereinfachungen. Die Abstraktion ist geheimnisvoller.“ Für seine Bilder wählt er daher lieber poetische Titel als solche, die das beschreiben, was man ohnehin sieht.

In den jüngsten malerischen Werken manifestiert sich Schmögners Interesse für das dialektische Prinzip des Lebens. Beim Kontrast von hell und dunkel, warm und kalt, „gut“ und „böse“ geht es ihm eigentlich um die Mitte: „Die Mitte kann man nicht darstellen, weil die Mitte ist ziemlich fad. Man kann sie nur erklären durch die Kontraste der Gegensätze.“

Schmögner lebt und arbeitet in Wien und im südlichen Burgenland. Die im Residenz-Verlag erschienene Monographie dient zugleich als Katalog zur Ausstellung „Walter Schmögner. Retrospektive 1963-1996“ (23. Jänner bis 30. März 1997).

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