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Herbst-Lust-Spiele
Ein Lustspiel von äußerster Harmlosigkeit, auf sanften Pfoten kommt es daher, in der Josefstadt, ein verspäteter Hochsommergast: „Ihr Bräuti-g a m“, von Fritz Eckhardt. Eine Großmama, die immer noch anziehender ist als ihre drei Söhne, hat sich eben verlobt. Ihr Bräutigam paßt ihren Kindern nicht, die eine Schmälerung der opulenten Erbschaft befürchten. Wodurch um Herrn Silvester Wol-rat, den Bräutigam, allerlei bösartige Scherze, Mißgriffe und Unstimmigkeiten entstehen, bis die Polizei und Großmamas Herz die vom ersten Augenblick an unbezweifelbare Lösung bringen. Christi Mardayn als Großmama Marlene und Willy Birgel als Herr Hofrat Wolrat bilden ein attraktives Paar und in jeder Hinsicht den Mittelpunkt des Stückes. Die drei mißratenen Söhne, ein von Geiz und Schäbigkeit zerfressener Generaldirektor (gibt es solche Lustspieltypen heute noch in der Wirklichkeit?), ein übernervöser Rechtsanwalt und ein Filou und Modekünstler, werden durch Wolfgang Hebenstreit, Guido Wieland und Carl Bosse artig und unartig lebensvoll präsentiert. In den Nebenrollen bemühen sich Ursula Schult, ein etwas blaß wirkender junger Herr Eis, Christi Erber und Elisabeth Terval Für die flotte Regie zeichnet Hannes Tannert.
„Sieh und staune (“John Patricks Komödie im Volkstheater behandelt in Lustspielform ein Thema, das in England und Amerika im letzten Halbjahrhundert oft Gegenstand ernster Auseinandersetzungen gewesen ist. Ein Schriftsteller verspricht seinem Freunde, nach seinem Ableben mit ihm weiterhin in Kontakt zu bleiben. Berühmte Gelehrte der anglo-amerikanischen Welt — es gibt eine riesig angeschwollene Literatur über diese okkulten Probleme — haben dergestalt nach Ueberzeugung ihrer Freunde und Anhänger die Verbindung mit diesen nach ihrem Ableben aufrechterhalten, oft über Jahrzehnte hindurch. John Patrick streift diese heiklen und umstrittenen Fragen des Okkultismus und der Parapsychologie mit leichtem Flügelschlag, wischt den möglichen Ernst, Tiefsinn und Hintersinn beiseite, verwendet die Erscheinung der Toten und alle Gespensterei nur als Lach-Kulisse für eine kleine Liebesgeschichte, die denn auch mit Assistenz von einigen „Geistern“ glücklich ihr Happy-End findet. Das schüchtern-schelmische Liebespaar wird von Elisabeth Orth und Aladar Kunrad mit viel Charme und Frische ausgestattet. Der Gespensterreigen, Paola Loew als Indianerin, Helmi Mareich als Dame aus den Südstaaten, Kurt Sowinetz als Musikus, ist so quicklebendig, wie nur Schauspieler sein können, die mit ihren Rollen herzhaft zufrieden sind. Ein Kabinettstück ist Hans Frank als rappelköpfiger magenkranker Schriftsteller. Heinrich Trimbur konnte als Regisseur mit dem Ensemble den Beifall des amüsierten Publikums entgegennehmen. Friedrich Heer
Man kann über die leichtsinnige Ader, über die um jeden Preis heiteren Musen des wienerischen Schauspiels sagen, was man will: am glänzendsten bewährt es sich dort, wo ein nichtssagender Anlaß banal und einfallslos genug ist, um der Persönlichkeit der Akteure freie Hand zu lassen. Wo Schwächen zu verschleiern sind. Wo es aus einem Nichts etwas zu machen gilt. Wo die Darstellung mit Charme und liebenswürdiger Gaukelei Stück und Autor, Substanz und Handlung ersetzen muß. Vortäuschen, Improvisieren. Die Schauspieler des wienerischen Salon-, Kon-versations- und Unterhaltungsfaches sind die einzigen Lebewesen, die von der Luft leben. — Wenn es nach den Lustspielautoren unserer Breitegrade ginge — im konkreten Fall um Otto Bielen, der ein höchst albernes, lächerliches Stück mit Namen „I c h bin kein Casanova“ schrieb —, müßte das Publikum schon längst alle Hoffnungen begraben haben und säße resigniert im Kino oder zu Hause vor dem surrogatverbreitenden Bildschirm. Peter Weck, Ernst Waldbrunn, Lüzi Neudecker, Otto Schenk (und in einigem Abstand) Elisabeth Berzo-bohaty und Doris Kirchner locken es in die Kammerspiele. Sie vollführen dort Kammerstück'ln des Humors, des Charmes, der liebenswerten Einfalt; sie machen uns über die Albernheit und Lächerlichkeit lachen; sie zaubern aus keinem Stück ein. Stück. Ein Glück, daß wir sie haben. Ein höchst bedenkliches freilich
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