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In memoriam Hans Brecka

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Abermals ist einer aus der alten Gilde der „Reichspost“ in die Ewigkeit abberufen worden. Samstag, 9. d., erreichte uns die Trauerbotschaft, daß unser lieber Hans Brecka — viel weiteren Kreisen bekannt unter seinem Schriftsteller- und Rundfunksprechernamen Hans Stiftegger — am Abend zuvor nahe seinem 70. Geburtstag in seinem geliebten Zelking bei Melk einer Lungenentzündung erlegen ist, die sich an ein schweres Herzleiden angeschlossen hatte. Sonntag, 10. d., wurde er auf dem Zelkinger Dorffriedhof unter großer Teilnahme bestattet.

Meister des feingeschliffenen Feuilletons, Kulturjournalist, Theaterschriftsteller, langjähriger Burgtheaterreferent, wann immer er urteilte, ein freier, unbestechlicher Mann, ein in der Fachwelt hochgeschätzter Kritiker von der besten alten Schule, der seinem Blatte, der „Reichspost“, 35 Jahre bis zu ihrem gewaltsamen Ende 1938 mit Leib und Seele diente und der wie wenige an ihrem Anstieg und an ihrer Geltung Anteil hatte — das war Hans Brecka. Am 2. Jänner 1883 in Wien als Sohn einer Lehrerfamilie geboren, kam er, 18 Jahre alt, in die Redaktion der „Reichspost“. Ich hatte ihn sofort, als ich Chefredakteur geworden war, sozusagen von der Schulbank her, 1903, sogleich nach seiner Matura in die Redaktion geholt. Als er noch ein Schüler der 7. Klasse des Währinger Gymnasiums war, hatte ich von ihm erstaunlich reife feuilletonistische Beiträge erhalten, die mir seine angeborene Begabung erwiesen. Er war eine Stifter-Natur, gemütvoll, gütig und bescheiden, ein begeisterter Naturfreund und Alpinist; nicht umsonst hatte er sich mit seinem Schriftstellernamen zu seinem Vorbild Adalbert Stifter bekannt. Herzhafte Frömmigkeit gehörte zu seinem aufrechten Wesen, das die edelsten Züge des echten Wienertums vereinigte. Mit seiner Tätigkeit in der „Reichspost“ lenkte er bald die Aufmerksamkeit auf sich. Das Kulturreferat des Katholischen Volksbundes betraute ihn mit Arbeiten, aus denen 1920 die von ihm geschaffene Kunststelle für christliche Volksbildung und die Zeitschrift „Kunstschaffen“ hervorging. Die Aufführung seines Volksstückes „Die Rax“ im Deutschen Volkstheater wurde 1921 zu einem ansehnlichen Erfolg. Brecka wurde 1926 der Dramaturg der Mariazeller Festspiele, und als man 1934 daranging, die Kunstpflege im Volke zu einem öffentlichen Anliegen zu machen, schien es selbstverständlich, daß man Brecka zum Präsidenten der österreichischen Kunststelle erhob. 1938 aus seinem Beruf vertrieben, schuf er sich ein bescheidenes Heim in dem Dorfe Zelking bei Melk, um ganz der bäuerlichen Bevölkerung' zu leben, ihr Lehrer in der Obstbaumkultur und vom Rundfunk aus für die Naturpflege tätig zu werden. Als Zeugnisse seines Wesens hinterläßt Hans Brecka eine charakteristische Reihe von Publikationen, die ihm für immer einen vornehmen Rang unter den österreichischen Heimatschriftstellern sichern; so seine Liebe zum österreichischen Heimatvolke ausströmende Geschichtensammlungen „Geliebte Scholle“, „Trinke Mut des reinen Lebens“ und „Pflug im Ackerfeld“. Der Feder Breckas entsprang auch die schöne, der Dichterin Handel-Mazzetti und ihrem literarischen Werke gewidmete Monographie.

Dem Herold-Hause hat Hans Brecka bis zu seinem Tode eine oft rührend bezeugte Anhänglichkeit bewahrt. Was waren das doch für frohe und beschwingte Stunden, wenn unser Hans aus Zelking zu Besuch kam, wir in seine treuen Augen blicken und die Hand des Freundes halten durften! Wir ermessen an unserem Schmerz das Leid der Frau, die ihn als Gattin durch das Leben begleitet hat, die Sonne seiner Tage. Gott wird dem bekenntnisfrohen Manne seine christliche Standhaftigkeit und das viele Gute lohnen, das er den Menschen geschenkt hat.

Bekannte und Freunde des Verstorbenen sind eingeladen, dem Trauergottesdienste beizuwohnen, der am Freitag, den 15. Oktober, um 8 Uhr früh in der Wiener Piaristenkirche am Hochaltar zelebriert wird.

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