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Paula Grogger
Seit 1938 war Paula Grogger verstummt, bis sie in der „Furche“ Ende vorigen Jahres sich vor dem großen Kreise der Freunde und Bewunderer ihrer Kunst wieder zu Wort meldete. Am 12. Juli jährt sich zum zwanzigsten Male der Erscheinungstag ihres großen Werkes, des „Grimmingtores“, das diese österreichische Dichterin in die erste Reihe ihrer literarischen Zeitgenossen stellte. Es war an ihrem vierunddreiß'gsten Geburtstage, daß das Buch erschien und seinen Weg weit in die Welt begann.
Im steirischen Ennstal, in dem kleinen Ort öblarn, der sich so wohlig in die blumenbunten Wiesen und spärlichen Obstbäume duckt, als hätte er Angst vor dem wuchtigen, grad aus dem Tal aufstrebenden Massiv des Grimmings liegt die Heimat der Dichterin. Einem uralten bäuerlichen Geschlecht entstammt sie, schon um 1500 waren die Grogger hier ansässig. Die erste Jugend der Dichterin stand unter dem Gesetz der Berg- und Bauernwelt. „Die frühe Kindheit erscheint mir als ein schönes Idyll von bewegten, farbenbunten Sommern und schneeverwehten, fast traumhaften Bergwintern. Die Bräuche, die Arbeit, die Ereignisse bei Menschen und Tieren, in Landschaft und Himmel begegneten mir, unlöslich miteinander verbunden.“ So regt sich bereits im Kinde die Poesie; schon im ersten Schuljahr versucht sie, ein Gedicht zusammenzureimen Vorerst freilich schien es, als sollte Paula Grogget Malerin werden, da sie ein beachtenswertes zeichnerisches Talent bewies. Doch über Wunsch des Vaters kam die Fünfzehnjährige in die Salzburgcr Lehrerinnenbildugsanstalt der Ursulinerinnen. Fünf Jahre studierte sie hier und bestand erfolgreich die Matura „Freilich, einen übermäßigen Ehrgeiz entwickelte ich nie. Ich betrachtete und wertete die Gegenstände (ausgenommen die Mathematik) insgeheim nach ihrer Brauchbarkeit fürs Dichte i.“ Sie kam in ihre Heimat zurück und übte den Lehrberuf aus. „Ich wurde Lehrerin an Dorf-und Marktschulen; ich kam unter Kinder, wie ich selbst eines gewesen war: ich sah wieder die Landschaft, die Menschen, denen ich zu gehörte.“ So schrieb sie zuerst ein Märchen, dann ein Krippenspiel, dann eine Spinnstubenlegende und im Jahre 1926 den ersten Roman „Das Gnmmingtor“, Fast die gesamte Kritik und der führende Teil der Kollegenschaft huldigte diesem Werk. Heinrich Federer, Handel-Mazzetti und Selma Lagerlöf bekannten sich in werbenden Worten zu ihrem Buch. Bald war es in über 100.000 Exemplaren verbreitet und in fremde Sprachen übersetzt, diese chronikartige Geschichte der Grogger, genannt Strazen, da oben im Ennstal: ein Gerreinschaftsfied bäuerlicher Arbeit nncl bäuerlichen Fleißes, überstrahlt von dem tiefen Erfassen der Natur. Es ist eine Symphonie bäuerlichen Lebens, an dessen Ausklang als machtvolles Crescendo die unheimliche, dämonische Gewalt des Grimmirtg steht, dieses trotzigsten der steirischen Bergriesen.
Und Grogger arbeitte weiter, „Die Sternsinger“ folgten und „Die Räuberlegende“, „Das Gleichnis von der Weberin“ und „Die Hochzeit zu Gstatt“ und die viel zu wenig beachtete Lyrik der Dichterin; jedes Werk in sich vollendet.
Paula Grogger stand auf der Höhe ihres Ruhmes, als ihr Schaffen 1938 jäh unterbrochen wurde. Sie steht auf der Höhe ihres Lebens, da sie in neuer Schaffensfreude wieder beginnt. „Ich bin ganz auf die Dichterei versessen“, schrieb sie kürzlich. In Graz hat sie schon gelesen, eine Schweizer Reise steht bevor. So dürfen wir mit Recht noch viel Neues und Schönes von ihr erwarten, und das wünschen wir der Dichterin und uns zu ihrem Geburtstag.
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