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Psychologisches aus Amerika
Das Parkringtheater zeigt, einen amerikanischen psychologischen Reißer über die selbstsüchtige Mutterliebe: „Die S i 1 b e r s c h n u r“ von Sidney Howard. Wir wollen ja niemanden kränken, aber was in der Neuen Welt interessant und neu und — vielleicht — aktuell ist, ist bei uns eben alt. Wir sind halt eine alte Welt. Was zwar nicht unbedingt für uns spricht, aber es ist so. Egoistisch liebende, ihren Kindern das Leben zerstörende, um ihre Machtstellung kämpfende und zu diesem Zwecke alIžM l B el'aushedįliįė?i lrt)iėhdefė‘JMūi ė'i‘‘ kennen wir nun einmal aus so vielen Stücken, daß es guter Nerven bedarf, um über die Handlung, die man schon im Schlafe kennt, ohne Schlaf hinwegzukommen. Die Inszenierung (von Alexander Wagner) ist das beste daran. Sie ist korrekt, farbig und dynamisch. Die von Irma Brama gestaltete Rolle der Mutter ist zu grell geraten, zu oberflächlich. Es hätte einer differenzierten Schauspielerin bedurft. Zwei von der Mutter beherrschte Söhne spielen Peter Schratt und Ernst Zeller, die Rolle der um ihr Eheglück kämpfenden Schwiegertochter, verkörpert vorbildlich Brigitte Köhler. Schwächer Elfriede Rammer. Das dem Milieu des Stückes angepaßte Bühnenbild schuf Helmut Schmeißer.
Im Renaissancetheater sahen wir ein albernes Lustspiel in einer Besetzung, die herzuzeigen (und dafür Geld zu nehmen) — gelinde gesagt — eine Zumutung ist: Andrė P u g e t s „Die glücklichen Tage" mit den Günther- Zwillingen und vier weiteren jungen „Kräften", deren Namen wir lieber verschweigen wollen Soviel Untalent (wobei man nicht einmal von Anfängertum reden kann) und soviel Anmaßung (die diesen Leuten aus München eigen sein muß, daß sie es wagen, sich auf einer der Oeffentlichkeit zugänglichen Bühne zu zeigen) ist kaum zu fassen. Um darüber hinwegzutäuschen, daß das Stück bereits im Theater in der Josefstadt gelaufen war, nennt man es nicht beim Namen, sondern offeriert es unter dem Titel „Ein Mann fällt vom Himmel“.
Im Theater der Courage sahen wir William Inges Schauspiel „Komm wieder, kleine S h e b a“. ;Um ,e,s vorwegzunehmen!, die jAufföhruBg- (Regie: ;- Horst K e p k a). ist sauber,;,j;pofiliett, präzis; sie stützt sich auf ein äußerst atmosphärisches Bühnenbild von Claus Pack und gewinnt durch die intensive gestalterische Kraft Marianne Kobers in der weiblichen Hauptrolle. Das Stück — wiewohl mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und im Rufe eines Broadwayerfolges — gehört zu jener solid gemachten, gut spielbaren, indes mit reichlich spekulativem „Seelenklima“ ausgestatteten Theatermanufaktur, die sich allgemeiner Ueberschätzung erfreut. Es ist so recht ein Gebrauchsstück von literarischer „Lebensechtheit“, mit tristen äußeren Umständen und viel psychologisierendem Innenleben und realistischen Untiefen. Es erzählt die Geschichte eines Gewohnheitstrinkers, einer mit allerlei Ballast enttäuschender Illusionen beladenen Ehe und eines nicht gerade sehr soliden Mädchens, wobei schließlich alles halbwegs ins Lot kommt, alles sich irgendwie fügt, ohne daß die so tiefschürfend angekündigten Konflikte den Zuschauer über Gebühr erregt hätten (wogegen ja nichts einzuwenden wäre — aber sie haben ihn auch nicht wirklich interessiert). Es spielen: Karl Schmucker, Elfie Haas, Walter Scheuer, Elfie Harbich, Otto Gassner, Walter Langer, Kurt Mejstrik, Wolfgang Gasser.
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