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Untergang und Aufgang

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Dieses war der zweite Streich: „Buddenbrooks, II. Teil“, dichter, atmosphärischer noch als der erste. Kein Wunder — was im ersten Teil noch im Gebälk knisterte, prasselt nun Schlag auf' Schlag auf das stolze Geschlecht nieder und fällt Stamm um Stamm: die Konsulin, Hanno, Christian, Thomas. Da ist abei noch Platz für die voll ausgespielte, saftige „bayrische Episode“ Tonis — ein Kabinettstück von Komödie in der Tragödie. Die ,Summe Auch' Filrncjeutfchland .kennt noch Sternstunden, und kein ufal-daß diese seine bürgerliche . Tradition betraf. Filmdeutschland hat noch Darstellerkultur; diese aber nicht nur in der Vergangenheit, sondern sichtbar auch noch heute und morgen. Der Untergang der Buddenbrooks könnte so ein' Aufgang sein.

Es unterlief den Amerikanern einmal etwas, was ihnen selten passiert: die Überdosierung der Reklame für den Atomangstfilm „Das letzte U f e r“. Prompt geschah, was zu erwarten war: Die zünftige und die Amateurkritik wurden in ungebührlichem Ausmaß zu Widerspruch gereizt. Man legte ein jedes Federchen auf die Waage — und dem hält nur selten ein Film stand. Nun ist es Zeit, den Film gegen Freund und Feind in Schutz zu nehmen. Diese Geschichte von einem sehr sordinierten und disziplinierten Untergang einer Restwelt in Australien, auf die mit unentrinnbarer Langsamkeit die Todeswellen aus der atomverseuchten nördlichen Hälfte zukommen, mag ihre Lücken und Schiefheiten haben, aber sie ist sauber erdacht, mit bestem Willen und Können ausgeführt und glänzend gespielt. Es ist ein eindrucksvoller Film, der sein bescheiden gestecktes Ziel — Nachdenklichkeit, Besinnung — erreichen dürfte. Mehr von ihm zu verlangen, wäre ungerecht, da wird uns wohl oder übel nichts anderes übrigblieben, als selbst zum Rechten zu sehen — eine Aufgabe für Gegenwart und Zukunft, die uns kein Film abnehmen kann.

Noch als Problemfilm ist „Das Leben ist Lüge“ anzusprechen, eine saubere Klitterung zweier journalistischer Haltungen, der Montgomery Clift und Robert Ryan Profil geben. Eine düster-kitschige Biographie, angeblich streng dem Leben nachgezeichnet, ist „Die Krone des Lebens“. Abscheuliche, ekelhafte Abirrungen in Niederungen des Geschmak-kes sind der französische Film „Auf eurenHoch-mut werde ich spucken“ und der deutsche „Arzt ohne Gewissen“.

Aus der Journalistenfestwoche der interessanten Filme 1959 gingen das großartige französische-bra-silianische Negerepos „Orfeu negro“ und der dänische Sportfilm „Rivalen in. sechs Näch-t e n“ ins Programm, das Studio I setzte als Reprise „T a t i auf Serien“ (eine Vorstudie zu „Mein Onkel“) an.

Nicht auf die deutsche Fassung, sondern angeblich auf ältere französische Quellen hat Walt Disney in seinem neuen gezeichneten Märchen „D o r n-röschen und der Prinz“ zurückgegriffen. Es ist, bei allen hübschen Arabesken, im ganzen etwas unkindlich und smart geraten; den Abend rettet das Beiprogramm.

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