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Die Sagen Vorarlbergs

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Zum ersten Male vor mehr als hundert Jahren (1847) wurden vom damaligen Studiosus der Medizin Franz Josef Vonbun die Sagen Vorarlbergs gesammelt und in einem schmalen Bändchen mundarlgetreru herausgegeben. Schon 1850 konnte eine zweite, Jakob Grimm gewidmete Auflage folgen. Die dritte, 1858, hat bereits mehr als den doppelten Umfang der ersten erreicht, war aber leider die letzte aus Dr. V o n b u n s eigener Hand. Der als Arzt und Mensch hochverehrte, als Mundartdichter wie als trefflicher Volks- forscher unermüdliche und besonders wertvolle Mann erlag in der Blüte seiner Jahre, 1870, einem Schlaganfall.

Aus seinem reichen Nachlaß brachte sein jüngerer Freund, der Historiker Hermann Sander, 1889 die vierte, auf 235 Sagen vermehrte Auflage zustande, die die mundartliche Schreibung vereinfachte oder ins Hochdeutsche übertrug.

Nun hat Dozent Dr. Richard Beiti auf Grund der Sanderechen Aufgabe eine völlige Neubearbeitung in einem schönen Band (308 Seiten) im Montfort-Verlag, Feldkirch 1950, herausgebracht, die 212 Sagen, 18 Märchen und 11 der vorzüglichen Sagengedichte Von- buns enthält. Zudem i6t dem Buch ein ausfehrlicher Anhang beigefügt, der (S. 205 bds 273) „die formenden Mächte der Geschichte’ (Antike, germanisches Altertum und Christentum) sowie die Gestalten und Motive der Vorarlberger Sagen (Wuetas und Nachtvolk, Fenggen und Wdldleute, Bütze, Geister, Z/werge und Riesen, Teufel, Hexen und Windsbraut, Bergstürze und Vergletscherungen) auf Grund des neuesten Forschungsstandes wertvoll erörtert. Reiche Anmerkungen zu jedem der einzelnen Stücke, Namen- und Sachweiser beschließen das vortreffliche Buch, das man allein schon um seiner traulichen, im besten Sinne volkstümlich gehaltenen Sprache mit wirklichem Vergnügen liest. Im Vorwort erklärt der Herausgeber, daß es vom Erfolg dieses „unzeitgemäßen, aber gleichwohl notwendigen Buches“ abhängen wird, ob die geplante große „Sammlung und Ausgabe der Vorarlberger Volkssagen“ weitergeführt werden kann. Wir können das nur aus ganzem Herzen wünschen. Nichts kann die Kindheit und die Volkheit mehr in das wahre und tiefste Wesen der Heimat und des Vaterlandes einführen als ein Sagenbuch, wenn es so vorzüglich und gewissenhaft durchgeführt ist wie das vorliegende.

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