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Ein Graphiker am Ziel

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Kurt M o 1 d o v a n, der Wiener Graphiker, auf dessen zukünftigen Erfolg wir seinerzeit Wetten abgeschlossen hätten, ist — wenn man noch einen solchen sportlichen Ausdruck in Kauf nehmen will — mit seiner jetzigen Ausstellung in der Galerie Wurth le durchs Ziel gegangen. Ein Aufenthalt in Frankreich hat ihm nichts von seiner Eigenheit, seinen Arbeiten nichts von ihrer Ausdrucksstärke genommen — er hat dem Künstler vielmehr jene gewisse Selbstsicherheit und das auch im Künstlerischen notwendige savoir vivre gegeben, die zu lehren Paris offenbar immer noch als einzige Stadt der Welt imstande ist. Rohrfeder und Monotypie sind vorläufig beiseite geschobene Dinge — die Lithographie, nun Moldovans Arbeitsfeld, und zwar die große, fast schon zum Monumentalen reizende Lithographie; der Ruhm, diese Technik nach mehrjähriger Verspätung endlich auch in die österreichische Moderne eingeführt zu haben, wird Moldovan jedenfalls bleiben. Daß er sie sich auch erst erwerben mußte, sieht man glücklicherweise nicht den Blättern an; man merkt es allenfalls daran, daß der sonst den Zyklus bevorzugende Künstler in diesen neuen Arbeiten vielfach auf alte Themen zurückgriff, um sie Stück um Stück in den Steindruck zu übersetzen. Solcherart begegnet man vielen früheren Motiven in freilich unvergleichlich großzügigerer Darstellung: einer Salome vor dem Herodes, barocken Architekturen, marionettenhaften Generälen und Artisten — schade, daß nicht neben jedem Steindruck die entsprechende frühere Rohrfederzeichnung hängt; man gewänne solcherart einen recht bedeutenden Eindruck von der Entwicklung, die Moldovan im Laufe von etwa acht Jahren zurückgelegt hat; es ist das eine Entwicklung vom Kleinlichen zum Großen, vom ängstlichen Versuch zur selbstgewissen Handlung, und wir nehmen sie als typisch für die jüngere Geschichte der gesamten österreichschen Graphik. Die Experimente sind gelungen und abgeschlosen; die ersten Früchte werden geerntet und was jetzt kommt, kann menschlichem Ermessen nach nicht mehr mißraten sein.

Für eine Kollektion von Schwarzweißblättern ist der Erdgeschoßraum der auf modischen Glanz gebrachten Würthle-Galerie übrigens recht ungeeignet: man sieht vor lauter Galerie die Graphiken nicht.

Ein Stock über dem Moldovan-Raum: eine Kollektivausstellung des Wotruba-Schülers Josef P i 11-h o f e r : einige kleinere Plastiken, an den Wänden graphische Versuche; das wirkt alles sehr sauber, sehr überlegt, grundanständig und staubtrocken. Frühere Arbeiten haben indessen die Begabung des Bildhauers erkennen lassen — hoffen wir, daß er nur in einer theoretischen Phase steckt.

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