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Musikgeschichte - einmal leicht gemacht

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Die A 1 b e r t i n a hat an dem Beitrag, den sie mit ihrer Ausstellung „D i e Mu s i k in den graphischen Künsten“ zum IV. Wiener Internationalen Musikfest leistet, wahrhaftig nicht gespart: ein tiefer Griff in ihre Sammlungen hat eine Unzahl kostbarer Urkunden über die Geschichte der europäischen Musik vom 13. bis in unser Jahrhundert, Hunderte von Zeichnungen, Radierungen, Kupferstichen und Blättern jeder Technik ans Tageslicht gebracht, deren Motive sich ausschließlich auf die Musik beziehen. Vor dieser Fülle an Anschauungsmaterial, das hier für die Behandlung eines Spezialthemas aufgeboten wurde, bekommt man eine schwache Vorstellung von dem unglaublichen Reichtum der Albertinasammlungen; denn die Illustrationen zur Musikgeschichte, die sie da vorlegt, weisen keine Lücken auf. Sie beginnen bei der Initialenmalerei mittelalterlicher Handschriften, werden in den Kupferstichen des 15. und 16. Jahrhunderts ausführlicher und komplizierter — „polyphoner“ sozusagen —, sind genauer und wissenschaftlich interessiert in der folgenden Zeit, spielerisch und amüsant im Rokoko; ein Goya-Capriccio schiebt sich scharf wie eine Dissonanz zwischen die Bühnenbilder pompöser Barockopern ein und der Besucher erfährt, daß die Wiener Zeichner des vergangenen Jahrhunderts auch der großen Wiener Musik dieser Zeit mit vielen Arbeiten Tribut gezollt haben. Spärlich sind — leider — nur die Modernen vertreten: die schöne Corinth-Radierung eines Geigers und ein entzückendes Blättchen von Chagall trösten kaum darüber hinweg. Schade. — Die Besucher dieser Ausstellung — in der auch Konzerte mit alten Musikinstrumenten abgehalten werden — mögen auch die neugeordnete Musikinstrumentensammlung in der Neuen Hofburg (Eingang vom Heldenplatz) nicht vergessen; hier nämlich können sie die tönenden Gegenstände, deren Anwendung und Geschichte sie an den Graphiken der Albertina ablasen, im Original und alter Schönheit bewundern. „Musikgeschichte — leicht gemacht“, kann somit füglich als Titel über diesen beiden dankenswerten Ausstellungen stehen.

Ein Maler und — halt, da stock' ich schon: denn Eduard Rusch ist nämlich nicht nur Maler, sondern außerdem Bildhauer, Zeichner, Holzschneider und sonst noch alles mögliche. Sogar Erfinder, wie eine Patentschrift über eine „Ablesevorrichtung für einen beiderseits bedruckten oder beschriebenen Papierstreifen und dergleichen“ beweist. Ein Leonardo da Vinci in der Nußschale also, aber nicht ganz so gut wie dieser, denn genießbar bleiben von all dem eigentlich nur die vielen kleinen und zum Teil wirklich reizenden Holzschnitte. Unter den plastischen Arbeiten gibt's immerhin noch einiges Kuriose oder Dekorative. Wirklich schlimm aber ist's mi' den Grabsteinen. Einem Wiener Kritiker wird in einem Epigramm in dieser Exposition vorgeworfen, daß er vermutlich Schwiegersohn eines Grab-steinhändlers sei und also aus Konkurrenzgründen kritisiert habe — nun, selbst auf die Gefahr hin, ähnlichen nicht bös gemeinten Verdächtigungen ausgesetzt zu werden: auch ich möcht' unter einem solchen Grabstein nicht begraben sein ... Zu sagen bleibt, daß die Bilder Anton K. Sc hm i d t s, Städteschilderungen aus ganz Europa, gutes illustratives Handwerk und in keiner Weise aufregend sind.

Zum Abschluß sei auf die kleine Kollektion von Aquarellen Hans Webers — eines Südtirolers — hingewiesen, mit der dieser Maler in der Galerie Würthle das Bild eines beachtenswerten Spätimpressionisten abrundet, das man vor seinen Ölgemälden in der Tiroler Kunstschau im Kün6tlerhaus gewonnen hat.

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