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Digital In Arbeit

Leben des Geistes

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BRIEFE AN STUDENTEN. Von Ambrosius K. Ruf. Verlag- Josef Knecht, Frankfurt, 1960. Kart. S 190.—.

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BRIEFE AN STUDENTEN. Von Ambrosius K. Ruf. Verlag- Josef Knecht, Frankfurt, 1960. Kart. S 190.—.

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Den Fragen und Problemen von Studenten müßte heute im besonderen Maße Aufmerksamkeit geschenkt werden. Es haben sich im Rahmen der Universitäten und Hochschulen Dinge getan, die eine neue Situation bedingen. Nicht nur die Spezialisierung der Wissenschaft in allen Fachgebieten, sondern auch das ungeheure Anwachsen der Hörerzahlen der hohen Schulen weisen darauf hin. Neue Situationen lassen echte Werte bergender Tradition leicht in Vergessenheit geraten. Die Rat- und Hilflosigkeit besonders von Studenten in den Anfangssemestern ist oft groß. Relativ groß ist auch die Zahl derer, die ihr Studium vorzeitig abbrechen. In einem immer größeren Maße fehlt dem jungen Studenten jenes geistige Milieu, das Voraussetzung und tragender Grund einer möglichst reibungslosen und kontinuierlichen Bewältigung seiner Probleme an der Universität bieten kann. Gerade was der Kontakt mit Lebensbereichen und Menschen geben kann, die vom Leben der Universität herkommen und die Erfahrung und Tradition geistiger Arbeit in sich tragen, wird von immer weniger jungen Menschen erfahren. Der Student von heute ist vorausset- zun p.sloser und ungesicherter.

Hier will das Buch „Briefe an Studenten“ von A. K. Ruf Hilfe und Anregung sein. Es geht nicht nur um die Bemühung um praktische Ratschläge zur Einführung in das akademische Leben. Themen wie Studium oder Bildung sind Anlaß zu echter Besinnung auf Wesentliches. Zur Bewältigung eines akademischen Studiums ist es wichtig zu wissen, daß der Geist eigenen Gesetzen folgt, daß die Arbeit des Studenten, eine Arbeit auf Hoffnung hin ist, nicht auf Sicherheit.

Der Abschnitt „Leben des Geistes“ ist mit seinen Hinweisen über die Techniken des Studierens, die oft als Kleinigkeiten und Selbstverständlichkeiten erscheinen mögen, eine Quelle echter Anregung. Sie können uns helfen, die induviduelle Gesetzlichkeit unseres geistigen Arbeitens zu finden. Manches erscheint beim Lesen auf einmal wert, bedacht zu werden, da plötzlich Dinge auftauchen, die man wohl bisweilen fühlt, sie jedoch selten von sich aus allein zu artikulieren imstande ist.

Der Abschnitt über die Frömmigkeit des Studenten hat den Mut, von Dingen zu reden, die zu vergessen oder zu übersehen wir heute leicht in der Gefahr sind, denn wir sind mehr denn je geneigt zu leben und zu handeln, als hätten wir „Gott im Rücken“. Es empfiehlt sich dieses schlichte Buch, das aus wahrhaft ehrwürdigen Traditionen geistigen Arbeitens schöpft, allen, denen die Frage nach den Voraussetzungen geistiger Arbeit und der bewußten Lebensgestaltung junger Akademiker ein Anliegen ist.

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