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Nachlese

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Kurt Abso1on war eine der stärksten graphischen Begabungen der jungen Generation, als ihn ein Autounfall vor drei Jahren aus seinem Leben und Schaffen riß. Sei Tod mußte um so tragischer wirken, als er einen Künstler traf, dessen Arbeiten — die stets persönlich und in den letzten Jahren von erstaunlicher Reife waren — die Versprechung von noch Kommendem gaben.

Heute ist es natürlich leicht, zu erkennen, daß in seinen Blättern, in den Themen, die er wählte, der Schatten des Todes bereits frühzeitig erschien, daß die expressionistische Emotion seiner Zeichnung die Existenz der Dinge selbst in Frage stellte und er von deren Brüchigkeit und Fragwürdigkeit wahrscheinlich nicht nur zufällig fasziniert war.

In der schönen und würdigen Ausstellung der Galerie Würth1e, die Kurt Absolon gewidmet ist, wird vor allem die Sauberkeit und Sicherheit deutlich, mit der er in seinen letzten Jahren die zeichnerischen Mittel beherrschte, sie verleihen seinen Federzeichnungen oft den Charakter von Radierungen und gipfeln etwa in einem Blatt — einem der schönsten der Ausstellung — wie dem „Stierkampf“. Dabei wird ersichtlich, daß diese letzten Jahre dem Künstler zur Konsolidierung dienten, daß die Natur für ihn eine neue Bedeutung und neue Aspekte zu gewinnen in Begriff war, an denen er seine Sensibilität zu erproben begann, ehe ihn der Tod ereilte.

Die Erregung war immer größerer Ruhe und Gelassenheit gewichen, die Gewichte ins Lot gekommen. Die Geschlossenheit seiner Arbeiten ist erstaunlich und unverwechselbar von jenem Charakter geprägt, der die längste Zeit selbst größte Opfer nicht scheute, um seinen künstlerischen Vorstellungen kompromißlos Ausdruck zu geben Nie ist Absolon der Auseinandersetzung mit dem Erlebnis und damit der sichtbaren Wirklichkeit ausgewichen, er versuchte nie, in eine Welt unverbindlicher ästhetischer oder programmatischer Gesten zu entfliehen, und daher werden seine Arbeiten immer ihre Bedeutung beibehalten.

Bei Wolfgang Hollegha, der in der Galerie St. Stephan ausstellt, sind keine Fortschritte oder Veränderungen zu verzeichnen. Die Formate sind zum Teil noch größer geworden, die Spannungslosigkeit fast absolut. In diesem Zusammenhang kommen die Zeichnungen „nach der Natur" einer Enthüllung und Demaskierung gleich. Weil sie keine Form und damit keine Räumlichkeit haben, bestehen auch die Bilder aus nicht mehr als ungeordneten ästhetischen Reizen und Effekten. Das „Sgraffitto“ der große Radierung in der Galerie St. Stephan und nicht an einem anderen öffentlichen /Ort zu finden, wundert man sich.

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