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Die Liebesprobe

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Salzburgs Theater und Musik in diesen letzten Wochen waren für es selbst eine einzige „Pietra di Perigone“, ein Edelstein der Prüfung. Und dabei war es nicht die Fülle der Gastspiele von auswärts, mit „Heinrich IV.“, „Penthesilea“ und dem „Leibgardisten“, nein: Es war die eigene Produktion des Theaters und des eigenen Orchesters.

Dem L a n d e s t h e a t e r war es beschieden, einen glückhaften Einstand im Kleinen Haus, dem Kaisersaal der Residenz, zu feiern, einem nicht immer ganz wienerischen „A n a t o 1“ Schnitzlers in der Sprache, aber im Geist des verhalten frivolen und zugleich melancholischen Lebenserlebnis des ästhetisierenden Fin de siecle der Wiener Gesellschaft. Besonders die Frauen sind Menschen aus Blut und Leben, nicht nur Variationen.

„Zar und Zimmermann“ war immerhin mehr als eine durchschnittlich gut gespielte Spieloper, sie war spritzig und besonders durch Peter Branoff als Bürgermeister auch ein köstliches Fest, das der Dirigent des Abends, Karl Heinz Brand, auch musikalisch sehr vergnüglich machte.

Und dann folgte noch Giacomo Rossinis „L i e b e s p r o b e“! Die Inszenierung Dr. Helmut Matiaseks sprühte von Einfällen — mit denen vielleicht Erkh Kondraks Bühnenbilder und Kostüme stilistisch nicht recht mitkamen. Aber die Sänger fanden sich zum erlesenen Ensemble einer österreichischen Uraufführung von Format, einer bestandenen großen Prüfung, von der schönen Entdeckung Sharon Bliss' über Peter Branoff bis zu dem immer köstlicher werdenden Gesangshumor Robert Granzers. Und niemand stand dabei in seinem Rahmen nach. Wer hätte aber dem unnachahmlichen Charme der Musik Rossinis mehr sprühenden Glanz geben können als der Chef dieser Oper: Mladen Basic?

Salzburgs Theater hat eine große Bewährung in einem Monat bestanden. Und damit wohl auch die Liebesprobe des gestrengen Salzburger Publikums.

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