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Fritz Busch und die Philharmoniker

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Wie ein Begrüßungstusch für das von seiner Skandinavien- und Deutschland-Tournee heimgekehrten Orchester klang Dvofaks Car-neval-Ouvertüre, ein fröhlich lärmendes, effektvolles Virtuosenstück, mit dem Fritz Busch das 2. Abonnementkonzert eröffnete. — Regers Mozart-Variationen und die I. Symphonie von Robert Schumann gehören zu jenen Werken, die dem Herzen des Dirigenten besonders nahe sind und in deren Wiedergabe sich seine Persönlichkeit ungebrochen spiegelte. Musik ist für Fritz Busch immer eine gesunde, erfreuliche und klare Sache. Sie kann wohl dramatisch-bewegt oder lyrisdi-gefühlvoll sein, wird aber nie überhitzt oder ekstatisch. Diese Auffassung war für die Interpretation der Frühlingssymphonie durchaus angemessen, mit deren Instrumentationsschwierigkeiten sieh Busch übrigens eingehend beschäftigt hat. Reger wurde als der große Meister des Kontrapunkts und der Kontrasttechnik dargestellt, ohne daß die leidenschaftliche und ausdrucksvolle Chro-matik, besonders in der letzten Variation, voll zur Geltung kam. Bei der großen Schlußfuge, einem der bedeutendsten Orchesterstücke der

: neueren Musik, hatte man nicht den Eindruck, daß das Ordiester sein Letztes hergab. Diese Tatsache ist mit einer begreiflidien Übermüdung der Philharmoniker allein nicht ganz zu erklären. — '

Die Fortschritte des Tonkünstlerorchesters, das in seinem zweiten Sonntagnachmittagskonzert unter Kurt Wöß die dritte Symphonie von Brahms und Schuberts Unvollendete spielte, wurden durch den vielerfahrenen und weitgereisten Dirigenten Busdi dadurch anerkannt, daß er Schallplat-tenaufnahmen mit dem Orchester madite und ein Konzert für den Pensionsfonds der Tonkünstler zu dirigieren versprach. Zwischen den beiden Symphonien sang Hildegard Rössel-Ma jdan mit sehr schöner, wohlklingender Altstimme, der man nur noch eine etwas stärkere Differenzierung wünscht, die Kindertotenlieder von Gustav Mahler. Mit diesem Werk führten die künstlerischen Leiter des Orchesters ihre große und dankbare Hörerschaft — wie bereits im ersten Konzert mit Schmidts Husarenliedvariationen — bis an die Schwelle der Gegenwart. Es wäre sehr zu wünschen, daß in der nächsten Saison das Orchester auch den mutigen Schritt in die Gegenwart, der freilidi gut überlegt sein will, tun möge.

Weniger ihre virtuose Technik oder die noch fehlende vollkommene Reife der Persönlichkeit als vielmehr die Eigenart und besondere Farbe ihres Talents, das in erster Linie durch ihr Temperament bestimmt ist, reditfertigen die Besprechung eines Klavierabends von Edith Farnadi in diesem Rahmen. Sie spielte ausschließlidi Werke von Chopin und Liszt. Ihre Chopin-Interpretation ist ausdrucksmäßig und dynamisch etwas übersteigert, das Rubato oft fremdartig und mehr ungarisch als im Stil des Pariser Salons. Doch gelingen auch hier einzelne Stücke, wie etwa die f-moIl-Etude, vorzüglich. Als Liszt-Interpretin, besonders im „jeu perle“, aber auch was den spezifisdren Liszt-Stil anbetrifft, hat sie heute kaum ihresgleichen. Die Konzertetüde „La Leggierezza“ und der Mephisto-Walzer, der unter ihren Händen zu einer hinreißenden dramatischen Szene wird, seien besonders hervorgehoben.

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