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Furtwänglers Nachfolger

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Der etwa 40jährige hochgewachsene, schlanke Rumäne von dunklem Typ ist seit 1945 ein berühmter Dirigent geworden. Aber er ist noch nicht berühmt genug, um sich sein Programm selbst wählen zu dürfen. Denn Mozarts „Concertone“ hätte er wahrscheinlich — auch wenn es so musterhaft gespielt wird wie von Willy Boskowsky und Walter Barylli — nicht zum Mittelpunkt seines Konzertes in Wien gemacht. Sergin Celibidache hatte unmittelbar nach Kriegsende, als Furtwänglers Nachfolger und Statthalter, die Leitung der Berliner Philharmoniker übernommen und vermochte seine exponierte Stellung durch angespannte Arbeit und interessante Programme einige Zeit zu halten. Dem Typus und Temperament nach ist er freilich eher ein Antipode als ein legitimer künstlerischer Nachfolger Furtwänglers. Denn zur Welt der Klassik hat er vorläufig noch keinen unmittelbaren Zugang. Aber seinen Tsehaikowsky macht er groß-

artig. Dem 1. Satz der „P a t h 11 i q u e“, insbesondere dem heiklen 2. Thema, nimmt er durch Dehnung und nobel-gedämpftes Pathos alle Süßlichkeit und breitet über das ganze Werk eine Stimmung somr r.ambuler Schwermut. Interessant war ferner, daß Celibidache nicht nur das „Allegro con grazia“, sondern auch den marschmäßigen 3. Satz als Scherzo auffaßt. Unter den uns bekannten jüngeren Dirigenten hat Celibidache den schärfsten, heftigsten Schlag, der auch dem „Camaval Romain“ von Berlioz zu hinreißender Wirkung verhalf. Die Wiener Symphoniker und der Gastdirigent wurden sehr lebhaft gefeiert. FI. F.

Das Violinkonzert a-moll von Dvofäk ist ein Symbol Böhmens: voll ursprünglicher Musikalität, geladen mit Temperament und echt slawischer Melodie, die der Schwermut nicht entbehrt. Es ist ein Werk, das mit seinen solistischen Schwierigkeiten und jenen der Uebereinstimmung von Solopart und Orchester- manchen Geiger Und Dirigenten aus der Fassung brachte. Wenn es Ida Haendel im ersten Konzert des außerordentlichen Orchesterzyklus des Musikvereins gelang, zu bestehen, sagt das allein schon genug; aber zu einer geradezu männlichen Kraft, ihrem ungestümen Feuer und einem sicheren Gefühl für die kantablen Schönheiten gesellte sich eine durchaus unauffällige Technik. Rudolf Moralt zeigte sich in den heiklen Stellen, wo die Bläser zur Solostimme treten, auf der Höhe. Das Programm wurde von einer fein differenzierten Wiedergabe der I. Symphonie Beethovens eingeleitet und beschlossen von einer zündenden Aufführung des „Feuervogels“ von Stra-winsky. Das Orchester der Wiener Symphoniker war ganz groß in Form.

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