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Liebeslied, Streichquartett

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Seit Jahren ist uns Theo Adam als einer der kultiviertesten Opern- und Konzertsänger bekannt: Sein Liederabend im Brahms-Saal bestätigte diesen Eindruck erneut; um so mehr, als Adam ein für ihn sozusagen maßgeschneidertes Programm wählte, das seine Stimme in allen Facetten aufleuchten ließ, seine Leistungen noch zu steigern vermochte. In Liedern von Strauss, Schumann und Brahms demonstrierte er die Qualitäten seines geschmeidigen Baritons, besonders in den warmen Nuancen. Behutsam legte er über Wiesen Fluren, stilles Liebesglück den Samt seines Timbres, mit psychologischem Feingefühl und Geschmack pointierte er Liebesleid und Allerseelenstirnmung. Bühnenhafte Akzente setzte er dagegen in der Wiedergabe von Wolfgang Fortners „Fünf Songs nach Shakespeare“, die er mit dramatischem Impetus, Leidenschaft füllte. Rudolf Dunckel begleitete einfühlsam. Einen Kammermusikabend von vollendeter Schönheit bescherte das Präger Streichquartett im Mozart-Saal: 1955 von seinem Primarius Bretislav Novotny gegründet, hat es sich seither international den denkbar besten Ruf erspielt. Vor allem •''die Wiedergabe von Bartöks 3. Streichquartett (1927) zeigte alle Vorzüge der vier Musiker. Gewiß, sie spielen ein wenig herb, hart kon-turierend, kontrastgeladen; aber ihre Aufführungen wirken, ungemein ökonomisch, sachlich. Sie wissen Glanz in die Stimmen miteinzu-fleohten, alles perfekt, ohne falsche Emotionen zu gestalten. Dvofäks Opus 106 klang dementsprechend klarlinig, nach modern interpretierter Romantik. Für Haydns Opus 54/2 hätten wir uns ein bißchen mehr Ruhe, Besinnlichkeit vorstellen können.

Das Tschechische Nonett, die Kammermusikvereinigung der Prager Philharmoniker, spielte im Brahms-Saal Martinus Nonett, Jan Novaks „Balletti“ und Beethovens Septett, Opus 20. Es sind virtuose Musiker, die die Werke ihrer Landsleute ungemein lebhaft, bravourös vorexerzieren, die gern da und dort knallige Farbkleckse setzen, für Bewegung und Kontraste sorgen. Beethovens Werk geriet dagegen nicht so, wie man es in Wien zu hören gewohnt ist, klang es doch sehr nach böhmischem Musizieren in all seiner frischen Herbheit.

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