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Die 1965 beendete 5, Symphonie von Marcel Rubin wurde bereits im Jahr darauf im Musikverein aufgeführt und erklang jetzt zum dritten- mal in Wien. So ist es recht. Man soll gute Stücke öfter und schlechte gar nicht aufführen.

Der 1905 geborene Wiener war in entscheidenden Jahren seiner künst-

lerischen „Formation“ in Paris Schüler von Darius Milhaud. Dieser lehrte Ihn Klarheit, deutliche Konturen, übersichtliche, erhörbare Formen und Konzentration auf das Wesentliche. Noch von einem anderen Komponisten scheint Marcel Rubin angeregt worden zu sein: von Sergej Prokofieff in seiner mittleren Periode. Das stets fesselnde Werk, das die Wiener Symphoniker in ihrem Zyklus unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch spielten, dauert eine knappe halbe Stunde und hat die traditionellen vier Sätze der klassisch-romantischen Symphonie. Sonst aber hat sie mit ihr nicht viel gemein. Zwei breiter angelegte Sätze mit auch beachtlichem dynamischem Aufwand (Sonata und Rondo) umschließen zwei knappe Genre-Stücke (Šerenata und Notturno). Ein weiterer Vorteil dieser sehr beifällig aufigenommenen Komposition ist ihr gutes „Timing“: das

richtige Verhältnis zwischen melodischer Substanz, prätendierter Aussage und effektiver Dauer. Der Komponist konnte sich für lebhaften Applaus bedanken.

Gälte es, zu erweisen, daß es eine „Wiener Klassik“, einen kontinuierlichen Stil von Mozart bis Schubert wirklich gibt — man könnte es an Beethovens 4. Klavierkonzert in G-Dur demonstrieren. Es ist das vorletzte in der Reihe der Pianokonzerte und enthält (im Andante con moto) den zugleich intimsten und eindringlichsten Dialog zwischen einem Soloinstrument und dem Orchester. — Diesen Solopart spielte Leonard Hokanson, Jahrgang 1931, gebürtiger Amerikaner, bei vielen Orchestern und als Solist bei diversen Festivals zu Gast, in Wien als Klavierbegleiter von Grace Bumbry erstmalig aufgetreten. Hokanson interpretiert dieses Konzert leicht und locker, zurückhaltend, nobel im Ausdruck und mit perlenden Läufen. Den Abschluß bildete Ravels turbulentes choreographisches Poem „La Valse“, 1920 beendet und uraufgeführt, seither immer wieder, besonders auch in Wien, gespielt — und nicht mehr ganz so erregend, wie als wir es zum erstenmal hörten. Sawallisch und die Symphoniker taten ihr Bestes, uns dies nicht allzusehr spüren zu lassen.

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