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Neues im Konzertsaal und im Rundfunk

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Studiert man die Programme und Prospekte unserer Konzerthäuser und der beiden großen Radiostationen R a v a g und Rot- Weiß-Rot, so kann man feststellen, daß in der kommenden Saison auch der neueren und der zeitgenössischen Musik Raum gelassen wurde. Es gibt hiefür zwei Methoden: Bereicherung des klassisch - romantischen Repertoires durch Einfügung neuerer Werke oder die Veranstaltung von modernen Konzerten „für Kenner und Liebhaber". Unsere Einwände gegen die zweite Art sind bekannt; doch wollen wir uns durch die — hoffentlich erfolgreiche! — Praxis gern überzeugen lassen.

Die Wiener Konzerthausgesell- schaft verzichtet auf „gemischte" Programme und veranstaltet dafür einen Zyklus von acht Konzerten unter dem Titel „Musica viva“. Folgende größere Werke werden hier zu hören sein: eine Kantate von Milhaud „Die Rückkehr des verlorenen Sohnes" nach’ André Gide, das Kammeroratorium „Romeo und Julia“ von Boris Blacher, „Herzog Blaubarts Schloß" von Bartök, Orchesterwerke von Berg, Martin und Bartok, die „Euchari- stischen Hymnen“ von Friedrich Wildgans sowie Kammermusik von Hindemith, Stra- winsky, Schönberg und anderen. — Das reorganisierte „Wiener Kammerorchester“, das unter seinem neuen Leiter, dem Staatsoperndirigenten Heinrich Hollreiser, sein erstes Konzert unter der Devise „in modo classico“ gegeben hat, wird neben vorklassischer Musik Kompositionen von Roussel, Honegger, Strawinsky, Peragallo, Malipiero und Dallapiccolo aufführen.

In dem von der „Gesellschaft der Musikfreunde" fortgesetzten Zyklus „Die große Symphonie“ stehen — neben den Impressionisten Debussy, de Falla, Respighi und Janacek — auch Honeggers 5. Symphonie und das Violinkonzert von Frank Martin auf dem Programm. Erstmalig veranstaltet auch die Gesellschaft der Musikfreunde, gemeinsam mit der Ravag, einen aus drei Kammerkonzerten und drei Orchesterkonzerten bestehenden modernen Zyklus, dessen erstes Konzert mit Streichquartetten von Casella, Hindemith und Salmhofer bereits stattgefunden hat. Die weiter vorgesehenen Namen (Roussel, Bartök, Milhaud, Prokofieff. Schostakowitsch, Martinu, Blacher und Lech- thaler) lassen Gutes erwarten.

Wiederholt wurden an dieser Stelle die uninteressanten Programme der öffentlichen Samstagnachmittagkonzerte der Sendergruppe Rot-Weiß-Rot kritisiert. Nunmehr werden auch dort bis Weihnachten einige neuere Werke zu hören sein: Frank Martins „Weise von Liebe und Tod" nach Rilke, Bruchstücke aus Hindemiths „Mathis", die 5. Symphonie von Prokofieff und ein großer Teil des Oeuvres von Bartok. — Ein großangelegter Opernzyklus, der teils in den Nachmittagskonzerten gespielt, teils am Abend gesendet wird, stellt Hochinteressantes und Wertvolles neben Entbehrliches. Noch im Oktober können wir hören: „Tilman Riemenschneider" von Paszthory und „Le Rossignol" von Strawinsky; im November folgen „Mathis der Maler" von Hindemith, „Höllisch Gold“ von Bittner, „Elga" von Weißhappel (als Uraufführung), „Notre-Dame" von Franz Schmidt und „Der Ring des Polykrates" von Korngold; schließlich im Dezember „Die Komödie auf der Brücke" von Martinu und im Jänner (als europäische Erstaufführung) „Amahl und die nächtlichen Besucher" von Menotti.

Auch die RAVAG plant eine Sendereihe mit neuen Opern, und zwar werden jeweils einmal im Monat an Sonntagnachmittagen die folgenden Einakter aufgeführt: „Die Stunde“ von Carl Lafite, „Die arme Mutter und der Tod von Felix Petyrek und „Die schwarze Spinne" nach Gotthelf von Heinrich Sutermeister. Diese Reihe wird fortgesetzt. — Unter dem’ Titel „Musica nova" werden im großen Sendesaal der RAVAG vier Orchesterkonzerte, ein Chorkonzert und fünf Kammermusikabende stattfinden. Neben den bekannten Namen der international anerkannten „Modernen" stehen Werke von dem jungen Deutschen Hans Werner Henze und Wolfgang Fortner, von Capdevielle, Copland, Tippet und Schostakowitsch. Österreich ist repräsentativ vertreten durch Schönberg, Apostej, Berg und Krenek sowie durch die jüngeren Komponisten Einem und Sdiiske. Unter |dem Titel „Musikerporträts“ sollen, jeweils an Samstagabenden, die Hörer mit in Österreich noch wenig bekannten Komponisten der Gegenwart bekanntgemacht werden.— In einem Sonatenzyklus steht, zwischen den alten Meistern und Schubert, das Sonatenwerk Paul Hindemitbs, der wie kein anderer die Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart geschlagen hat.

H. A. Fiechtner

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