Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Serenaden und Tänze
Während sich in Salzburg vor einem internationalen Publikum das Festspielprogramm entfaltet und so manche Nachtmusik sich der steinernen Musik dieser Stadt vermählt, bereiten die „Wiener Symphoniker“, heimgekehrt aus Bregenz und Deutschland, ihren Wienern, die dableiben mußten, und den Sommergästen der Stadt im Arkadenhof des Neuen Wiener Rathauses Serenadenkonzerte. Aus dem weiten Raum steigen die ewigen Klänge klassischer und romantischer Meister, unter die sich auch Stimmen der Gegenwart mischen, zum nächtlichen' Sommerhimmel empor und verbinden sich mit dem zeitlosen Sphärengesang der funkelnden Gestirne zu einem sommerlich-heiteren Notturno, so daß man fast versucht wäre, Serenade nicht von serius, sondern von serenus abzuleiten.
In den zwei ersten Konzerten erklangen Werke von Mozart und Mendelssohn („Die Italienische“), Beethoven („Pastorale“), Hugo Wolf und Richard Wagner. Das Publikum hatte gleichzeitig Gelegenheit, Werke zeitgenössischer Wiener Komponisten kennenzulernen, bei deren Auswahl man von dem Prinzip ausgegangen zu sein scheint, konservative Ohren um Himmels willen nicht zu schockieren! So hörte man ein vom feurigen Rhythmus beherrschtes Stück aus der „Symphonischen Suite“ von F. S k o r-zeny, der mit der Palette moderner Orchesterfarben gut vertraut ist, eine „Ouvertüre in c-moll“ von Wilhelm Wald stein, der sich offensichtlich noch sehr der Tradition des 19. Jahrhunderts verpflichtet fühlt, und ein „Kammerkonzert für Oboe, Trompete, Harfe und Streichorchester“ von Leopold W a 1 z e 1, in dem man — es scheint sich um ein Jugendwerk des ■ Komponisten zu handeln, von dem wir interessantere unc' auch modernere Proben seines Könnens gehört haben (etwa die Vertonung der van-Gogh-Sonette von Gunert) — „Einflüsse“ von R. Strauss, J. Marx bis F. Lehär (die Melodik ist nämlich recht banal) feststellte.
Die beiden Dirigenten Leopold Emmer und Gustav Koslik sowie das Orchester erwiesen sich als Werktreue Diener.
• :..:;v“J
Auch während der letzten Wochen wurden die
Abendveranstaltungen im Arkadenhof des Rathauses fortgesetzt, und das Publikum konnte sich an zwei Serenadenkonzerten und einem Tanzabend der Gruppe Grete Wiesenthal wirklich erfreuen. Die Dirigenten Manfred Willfort und Alexander Paulmüller leiteten die Wiener Symphoniker und brachten Werke von Brahms, Reger, Schubert sowie Neueres (Ast, Debussy, Kodäly und Seidler) werktreu und eindrucksvoll zu Gehör.
Die Tänzerinnen Vilma Kostka, Erika Kniza, Angela Wolf, Christi Florian und Hedda Kindler exekutierten unter der erfahrenen choreographi-
schen Leitung Grete W i e s e n t h a 1 s ein abwechslungsreiches, aber stilistisch einheitliches Programm. Am vollkommensten waren Choreographie und Ausführung von „Rosen aus dem Süden“, am „modernsten“ wirkte „Die Fahne“, nach der c-molI-Etude von Chopin. Es wäre zu wünschen gewesen, daß die exakte Leistung der Tänzerinnen von einem ebenso exakten Begleitorchester unterstützt worden wäre. Hermann Schwertmann baute am Klavier schöne Stimmungs-. brücken von Nummer zu Nummer. Das Ensemble Grete Wiesenthals wurde sehr gefeiert.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!