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Slowakische Oper in Linz
Seit Oskar Walleck die Leitung des Linzer Landestheaters übernommen hat, zeichnet sich dessen Opernspielplan durch eine Unternehmungsfreudigkeit aus, die von der Linie des gewohnten Repertoires recht erheblich abweicht und immer wieder Neues und Ungewöhnliches bringt. Nun hat Walleck den Blick nach Osten gerichtet — er war während des Krieges Intendant des Deutschen Theaters in Prag — und hat die Erstlingsoper „Katrena“ des slowakischen Komponisten Eugen Suchon, die zugleich als das erste nationalslowakische musikdramatische Werk gilt, in eigener Verdeutschung herausgebracht.
Dem Buch liegt eine slowakische. Novelle zugrunde, die Suchon.t Züsamhien . mit Stefan Hoza dramatisiert hat. Er glaubte, einen Stoff gefunden zu haben, mit dem er „das Leben des slowakischen Menschen mit seinen Leiden und Freuden, in seinem Alltag und Feiertag, in seiner Hütte inmitten seiner Familie und beim Volksfest darstellen" konnte. Tatsächlich aber handelt es sich um eine Eifersuchts- und. Mordaffäre von eindeutig veristi- schem Zuschnitt, die mit slowakischen Tänzen und Volkstumsbräuchen durchsetzt ist, ihrem Inhalt nach jedoch weder an das slowakische Volk noch an das bäuerliche Milieu gebunden ist. Man steht also wieder einmal vor der Frage, weshalb doch gerade solche Stoffe als besonders „volksverbun- ded" gelten.
Auch in seiner Tonsprache, die sich nur in deh eirtgeflochtenen Tänzen und volkstümlichen Riten spürbar folkloristischen Materials bedient, erweist sich Suchon als Nachzügler des Verismo. Die Partitur ist voll leidenschaftlicher Dramatik oder besser Theatralik, steht aber hinter den veriitischen Standardwerken an appläüstreibender Sänglichkeit weit zurück. Immerhin sichert der unverkennbare Bühneninstinkt Suchons, der sich auch in der Gestaltung des Buches bekundet, unmittelbare Wirkung.
Die Aufführung wurde unter der Gastregie von Leopold W i n k 1 h o f e r und der musikalischen
Leitung Siegfried M e i k s dem Charakter des Werkes ausgezeichnet gerecht. In den drei tragenden Rollen hatten junge Kräfte des Landestheaters
— Friedl L o o s in der Titelrolle, ferner der Tenor Franz H ö r 1 und der Bassist Gerhard S o u c e k
— Gelegenheit, sich als hoffnungsvolle Anwärter auf Karrieren zu erweisen. Auch die Bühnengestaltung durch Wolfgang Vollhard war ebenso zweckgerecht wie eindrucksvoll. Es war also alles getan, was getan werden konnte, und so durfte denn auch der Komponist im Kreise seiner Interpreten lebhaften Beifall des Premierenpublikums, unter dem sich auch der tschechoslowakische Gesandte befand, entgegennehmen. Ob den deutschsprachigen Bühnen mit der „Katrena" ein Repertoirewerk gewonnen wurde, möchten wir allerdings bis zum Erweis des Gegenteils bezweifeln.
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