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In der Reihe Wir stellen zur Diskussion” führten Chor und Orchester des österreichischen Rundfunks unter Leitung von Bruno Maderna drei neue Werke auf. Den stärksten Eindruck hinterließen Günther Ka- howez’ „Plejaden II”, eine sym- phonisch-tachistische Malerei aus dem Jahre 1966, deren Organisationsform sich aus Anstieg und Abfall, aus orchestraler Verdichtung und Entspannung ergibt. Ein Blick in die Partitur bestätigt, daß Kahowez hier raffinierte Detailarbeit, kunstvolles Spiel mit Klangfarben und fragilen Strukturarabesken, geleistet hat. Die Coda enthält übrigens Teile des ersten Satzes avis dem Klavierwerk „Plejaden I”. Kahowez selbst spielte den Klavierpart.

Drei Szenen aus Karl Heinz Füssls Oper „Dybuk”, wie Kahowez’ Komposition ebenfallsi eine Uraufführung, sind von der Kraft mystischer Glut durchpulst. In freier, der Dodekaphonie nur teilweise ver- nfiichteter Satzweise werden hier Gesangs- und Instrumentalstimmen zu einem stets durchsichtigen, jedoch dichten Gewebe verflochten. Füsslhat unleugbar eine sehr persönlich gefärbte Sprache entwickelt, die zugleich das aparte Kolorit dieser Oper ausmacht.

Das „Concertino für Violoncello und Streichorchester” von Hans Gal, ein dreisätziges, stilistisch eher resümierendes Werk, von farbigem Melos und Freude an freier Poly- phonie geprägt, ist weniger ein Solistenkonzert denn ein Spiel der gleichberechtigten Partner. Franz Bartholomey interpretierte den Cellopart mit warmem, sattem Ton, noblem Ausdruck. Laurence Dutoit, Werner Krenn, Ernst Gutstein und Claudio Nicolai sangen die Solopartien des Werkes von Füssl mit Flair für die versponnene Lyrik. Ein Pauschallob Bruno Maderna und allen anderen Beteiligten. K. H. R.

Im Internationalen Jahr der Menschenrechte 1968 ist Beethovens IX. Symphonie mit dem Lied an die Freude Forderung und Verklärung zugleich. Beides fand erhabenen Ausdruck in der Wiedergabe des Werkes durch die Wiener Philharmoniker und den Singverein unter dem Dirigenten Josef Krips mit den Solisten Wilma Lipp, Mara- grita Li Iowa, Peter Baillie und Martti Talvela, unter denen primus inter pares letzterer der Erste war. Gleich dem Dirigenten und Wilma Lipp musizierte der Chor seinen schwierigen Part lebendig, was die Unmittelbarkeit der Wirkung wesentlich steigerte, zumal die Einstudierung durch Helmut Froschauer an Klarheit der Stimmenführung und Reinheit der Intonation keinen Wunsch offen ließ. Allerdings bedeutet der Brauch, die Solisten auf der Orgelgalerie zu postieren, keinen Vorteil, schafft eine räumliche und damit auch psychologische Isolation um sie. Josef Krips führte das exzellent musizierende Orchester zu einer Klangfülle und Gestaltungsdichte voll innerer Kraft und Größe. Das Publikum quittierte mit brausendem Beifall.

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