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Die Kirche baut — die Kirche bürgt

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Der heutige Generalvikar der Erzdiözese Wien, Erzbischof Dr. Franz Jachym, ist der Initiator des Gedankens einer kirchlichen Aufbauanleihe. 1956 wurde dieselbe nach Überwindung vieler Schwierigkeiten zum erstenmal aufgelegt. Es war ein Experiment, das noch nie versucht worden war.

Die Diözesen Österreichs, aber auch viele Orden, sahen sich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges vielen schwierigen baulichen Aufgaben gegenüber. Für die wachsenden Großstädte mußten neue Kirchen d Pfarrhäuser gebaut werden. Zerstörte Kirchen mußten wieder aufgebaut oder renoviert werden. Veraltete Pfarrhäuser mußten so umgebaut werden, daß sie nicht mehr Höhlen aus der Steinzeit glichen. Die Diözesen mußten Schulen neu bauen oder erweitern. Die Errichtung von pädagogischen Akademien machte die Aufbringung enormer Summen notwendig. Gar nicht zu reden von der Neuadaptie-rung und Erweiterung von Krankenhäusern und Altersheimen, die sich im kirchlichen Besitz befanden. Für alle diese Aufgaben hätte das normale kirchliche Einkommen, hätten die Kirchenbeiträge und eventuellen Spendenaktionen nicht ausgereicht. Der rettende Ausweg war der Vorschlag von Erzbischof Dr. Jachym. Das Experiment, das mit der ersten Anleihe unternommen wurde, gelang so gut, daß seit 1956 weitere vier Anleihen aufgelegt wurden und nun in der Zeit vom 26. bis zum 30. Juni eine weitere sechste Tranche der kirchlichen Aufbauanleihe bei allen österreichischen Kreditinstituten aufliegt.

Die Anleihe, die mit 7 Prozent verzinst wird, bietet eine hervorragende Sicherheit und kann dank der ausgezeichneten Kurspflege jederzeit in Bargeld realisiert werden. Seit 1956 unterstützen und verbürgen die österreichischen Diözesen, viele Stifte und andere kirchliche Institutionen die kirchlichen Aufbauanleihen. Dieser auf der ganzen Welt im kirchlichen Bereich einmalige, moderne Weg zur Finanzierung der vielfältigen Bauvorhaben wurde beschritten, um langfristiges Investitionskapital zum Bau von Kirchen, Pfarrheimen, Schulen und Wohnungen vergeben zu können. Bis Ende 1971 wurden insgesamt 643,7 Millionen Schilling an Darlehensnehmer aus den Mitteln der kirchlichen Aufbauanleihen bereitgestellt.

Die 6. Tranche wird in einem Volumen von 200 Millionen Schilling zur Begebung gelangen. Die Tatsache, daß die Kirchenanleihen von zahlreichen kirchlichen Institutionen unterstützt und verbürgt werden, begründet neben der bereits erwähnten ausgezeichneten Kurspflege das traditionsgemäße überdurchschnittliche Interesse an dieser Anleihe nicht nur in Fachkreisen, sondern auch im breiten Publikum. Die Erfolge der bisherigen Emissionen — sie waren stets überzeichnet und ihre Zeichnungsfrist mußte vorzeitig geschlossen werden — haben unter anderem gezeigt, daß eine völlig neue Gruppe von Menschen für das Wertpapiersparen gewonnen werden konnte.

Bisher haben aus den Mitteln der Anleihen Diözesen und Pfarren 255 Millionen Schilling, Ordensgemeinschaften 228, interdiözesane Institute 71 Millionen sowie Caritas, Stifte und Wohnbauvereinigungen insgesamt 90 Millionen erhalten. Die Summe der genehmigten Darlehen ist mit rund 644 Millionen Schilling insofern höher als das aushaftende Anleihevolumen von derzeit 406 Millionen Schilling, weil auch aus den Rückzahlungen neue Darlehen vergeben werden konnten. In diesem Zusammenhang darf noch erwähnt werden, daß allein durch die Existenz der kirchlichen Auf bauanleihen seit 1956 keine kirchliche Institution gezwungen war, für ein Investitionsdarlehen mehr als 7,5 Prozent Zinsen (pro Anno netto) zu bezahlen.

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