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Erinnerung

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Das vorläufig letzte der insgesamt 18 Arkadenhofkonzerte im Wiener Rathaus leitete Zoltän Rozsnyai. Wir erinnern uns: Oktober 1956, ungarischer Aufstand. Mit den rund 200.000 Flüchtlingen waren auch 120 Orchestermusiker über die rettende österreichische Grenze gekommen. Sie stammten aus drei verschiedenen Budapester Orchestern. Sie zu einem, auch heute noch bestehenden Ensemble vereinigt zu haben, war das Werk Zoltän Rozsnyais, der heute als erfolgreicher Dirigent hauptsächlich in den USA (Cleveland, San Diego, Utica, derzeit Knoxville) tätig ist. Natürlich konnte Rozsnyai das nicht allein schaffen. 120 Musiker, die meisten mit Familie, waren nicht nur künstlerisch unter einen Hut, sondern auch unter ein Dach zu bringen. Da sprangen mit bedeutenden Geldmitteln der Kongreß für kulturelle Freiheit sowie mehrere amerikanische Stiftungen ein.

Die Mittel machte Nicolas Nabokow flüssig, unterstützt von einem „Kuratorium“, das sich auch um alles Weitere kümmerte. Ihm gehörten an, und zwar keineswegs „ehrenhalber“, sondern helfend, ratend und sich im Interesse des Orchesters betätigend: Dr. Karl Böhm, Yehudi Menuhin, Gottfried von Einem, der damalige Vorstand der Wiener Philharmoniker sowie der Autor dieses Berichts. Die erste Station war Baden bei Wien, wo man monatelang lebte und probte. Als künstlerischer Berater fungierte Peter Csobali, seit vielen Jahren Kara-jans Pressechef bei den Salzburger Osterfestspielen.

Und nun gab es also ein Wiedersehen mit dem Dirigenten Rozsnyai, der immer noch Kontakt zu „seinem“ Orchester hat, diesmal aber das Wiener Tonkünstlerorchester leitete. An einem schönen Sommerabend im Rathaushof unter optimalen Bedingungen. Beethovens Zweite, leicht .und zügig musiziert, mit gelegentlichen Versagern der Bläser, bildete den Auftakt. (Warum man dieses Werk so selten hört? Eine immer wieder zu stellende Frage). Bereits 1956 schrieb Norbert Spongl, heute ein rüstiger Achtzi-' ger, seine anmutigen, melodisch und rhythmisch kapriziösen „Vier symphonischen Tänze“ op. 96. Zum brillanten Abschluß: Strawinskys „Feuervogel-Suite“, von Rozsnyai mit Temperament und subtilem Klangsinn interpretiert, vom Orchester differenziert und, auch von den Bläsern, klangschön realisiert. Ein internationales Publikum zeigte sich hochzufrieden.

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