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Riccardo Muti

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Der junge Neapolitaner Riccardo Muti ist unter den Dirigenten seiner Generation ein sogenannter „Senkrechtstarter”: der Cantelli-Preisträ- ger von 1967, in Italiens Opernhäusern und bei Festspielen vielbeschäftigt, wurde 1973 Chefdirigent des New Philharmonia Orchestra London. Im Großen Musikvereinssaal trat er am vergangenen Wochenende zum erstenmal auf (an der Wiener Staatsoper debütierte er voriges Jahr mit „Aida”).

Am Beginn seines Programms stand eine „Music of Gaiety” benannte, aber nicht sehr lustige Bearbeitung englischer Virginalisten des 16. und 17. Jahrhunderts aus dem berühmten „Fitzwilliam Book” durch Bruno Maderna, der nicht nur ein kompetenter Interpret neuer und neuester Musik, sondern auch ein bemerkenswerter Komponist war. Wollte man also seines Todestages (vor rund einem Jahr) gedenken, so wurde nur dem Namen Ehre erwiesen. Denn diese — gewiß handwerklich saubere Instrumentierung zeigt von der Eigenart ihres Autors so gut wie nichts.

Das Zusammenspiel zwischen den vorzüglichen Instrumentalsolisten Zlatko Topolski, Violine, und Walter Lehmayer mit dem aus Streichern und Holzbläsern bestehende Orchester war von nur mäßiger Exaktheit. An dieser fehlte es zwar bei der Wiedergabe von Mozarts Symphonie C-Dur (KV 338 aus dem Jahr 1780J nicht, aber sonst war vom Geist des

Salzburger Meisters nicht viel zu spüren.

So richtig zum „Abschnurren” geeignet erwies sich dagegen Strawinskys — meines Wissens in Wien noch nicht gespieltes — „Scherzo Fantastique” op. 3 aus dem Jahr 1908, also noch vor dem „Feuervogel” auf dem elterlichen Landgut in Ustilug geschrieben. Das virtuose Zehnminutenstück für normales Orchester, vermehrt durch drei Harfen, gesetzt, schildert in der Art eines Perpetuum mobile mit geschickt eingebautem ruhigeren Mittelteil das Treiben eines Bienenschwarms. Aber von dem „kraftstrotzenden Leben voll wilder Lyrik”, die Strawinsky beobachtet haben will, ist in der effektvollen Orchesterminiatur nicht viel zu spüren. Eher die Hand seines kLeh- rers und frühen Vorbildes Rimsky- Korsakow. (Da wäre uns das im gleichen Jahr entstandene und ebenfalls von Silotti uraufgeführte „Feuerwerk” lieber gewesen.)

Erst mit der das Konzert beschließenden Suite aus dem von Diaghi- lew bestellten und 1910 uraufgeführ- ten Ballett „Der Feuervogel” kam Leben ins Orchester der Symphoniker, das ihnen der Dirigent in den vorausgegangenen Stücken nicht einzuhauchen vermochte. Durch das rasante Tempo des 5. Teiles (Danse infernale) schienen uns die Bläser ein wenig überfordert. — Ein Vorteil dieses ganzen Konzerts lag nicht zuletzt in seiner Kürze.

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