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Es fehlen Signale

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Seit Jahren bemüht sich die Tschechoslowakei um ein besseres Image in Österreich. Und dieses Bemühen darf—so der außenpolitische Sprecher der SPÖ, Peter Jankowitsch, zur FURCHE -als ehrlich bewertet werden.

Österreich selbst versucht dieses Bemühen seines nördlichen Nachbarn natürlich zu konkretisieren und durch Verhandlungen — im Geiste der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) - wenigstens wechselseitige Reiseerleichterungen zu erwirken. Momentan stehen die Zeichen dafür relativ gut. Von Visumsabschaffung kann zwar keine Rede sein, die Möglichkeit, einen Sichtvermerk direkt am Grenzübergang zu erhalten, ist jedoch für die 90er Jahre anvisiert.

Ein Problem, das die Beziehungen zwischen Wien und Prag belastet, ein Dauerbrenner gewissermaßen, ist die Frage nach der Religionsfreiheit in der CSSR, nach dem Umgang mit den Gläubigen. Diese Frage bildet seit Jahren - so Jankowitsch — das ceterum cen-seo österreichischer Politiker bei ihren Kontakten mit Prag.

Die stereotypen Antworten, beispielsweise eines Hardliners wie Vasil Büak, winden sich in Hinweisen auf die historische Lage der CSSR, lassen aber immer einen Ausblick auf Besserung offen.

Man hört's und hofft, von Glauben weit entfernt. Und dann erhält die Tschechoslowakei Gelegenheit zum Wahrheitsbeweis. Und reagiert mit — Repression. Wie unlängst, da man Jan Hirka, dem Oberhirten der griechischkatholischen Kirche des Landes, und Süvester Krcmery, einem Arzt aus Preßburg, die Ausreise zur Bischofssynode in Rom, zu der sie vom Vatikan geladen worden waren, nicht gestattete.

Die Prager Parteizeitung „Pravda“ meinte, Krcmery hätte vom Papst nicht in die Synode berufen werden dürfen, da dieser nicht auf „bürgerliche Unbescholtenheit“ verweisen könne; er sei wegen „Vaterlandsverrates“ zu einer 14jährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Im Hintergrund steht die Angst vor einem gläubigen Menschen, der seit der kommunistischen Machtübernahme im Laienapo-stolat in der Slowakei tätig ist und nicht unwesentlich zum Entstehen der sogenannten „Untergrundkirche“ in der CSSR beigetragen hat.

Die Berichte in österreichischen Medien über Krcmery haben in der Slowakei zu starken Sympathiebekundungen für den pensionierten Arzt geführt. Von überallher erhält er Briefe und Telefonanrufe, die ihn ermutigen.

Österreich, meint Jankowitsch, könnte eine vermittelnde Rolle zwischen dem Vatikan und der CSSR spielen. Er wisse, so Jankowitsch, daß man auch in der Nuntiatur dafür sehr dankbar sei. Die Tschechoslowakei darf sich aber nicht der Illusion hingeben, daß in Österreich wohlwollende Worte aus Prag nicht mit den folgenden Handlungen verglichen werden. Solange die Signale fehlen, die die schönen Worte aus der CSSR bestätigen - das gilt auch für Reiseerleichterungen —, hinkt Vertrauensbildung hinterdrein.

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