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Fällt Frost auf Carters Konjunkturfrühling?

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Die angespannte Energieversorgung der USA als Folge dieses unvorhersehbar harten Winters, vor allem die Engpaßsituation auf dem Erdgassektor, wird im ersten Quartal 1977 zu Hunderttausenden zusätzlichen Arbeitslosen, und damit zu einer Wachstumsverlangsamung um ein halbes Prozent und zu einem Anstieg der Inflationsrate um einen halben bis zu einem Prozentpunkt führen.

Nachdem sich 1976 die Zuwachsrate des amerikanischen Bruttonationalprodukts (GNP) nach einer phantastischen Wachstumsrate von 9 Prozent im ersten Quartal 1976 auf 4 Prozent im zweiten und dritten, und um 3 Prozent im vierten Quartal verzögert hatte, hoffte die neue Regierung bis zum Einbruch der Kältewelle auf einen raschen Anstieg der Wirtschaftsaktivität schon im ersten Quartal 1977, um auf eine reale Wachstums rate von 5 bis 6 Prozent zu kommen.

Da die neue demokratische Administration die Arbeitslosenrate,- von zuletzt 7,8 Prozent, rasch auf die von Carter im Wahlkampf allerdings erst für 1980 angegebene Zielgröße von 4,5 Prozent Arbeitslosigkeit reduzieren will - für amerikanische Verhältnisse bedeutet dies eine Vollbeschäftigung, wie sie in Europa bei 2 Prozent Arbeitslosenrate herrscht - muß die reale Wachstumsrate des GNP mindestens während mehrerer Quartale zwischen 6 und 8 Prozent Gegen.

Präsident Carter hat seiner Regierung aber nicht nur diese eine Zielgröße gesetzt. Er will bis 1980 außerdem noch ein ausgeglichenes Budget und einen Rückgang des Anteils der Regierungsausgaben am Bruttonationalprodukt von 23 auf 21 Prozent erreichen. Erstes mittelfristiges Ziel ist die Senkung der Arbeitslosenrate bis Ende 1977 auf 6 bis 6,5 Prozent.

Um dieses Ziel zu erreichen, soll eine Steuersenkung im Ausmaß von 15 Milliarden Dollar und eine Erhöhung der Budgetausgaben, ebenfalls in Höhe von 15 Milliarden, vom Kongreß noch in diesem Frühjahr bewilligt werden. Allerdings beziffern jüngste Berechnungen die zusätzlichen Energiekosten der amerikanischen Haushalte für diesen Winter ebenfalls mit 15 Milliarden, womit der Effekt dieser Steuersenkung durch die Kamine gegangen wäre.

Zusätzlich zu diesen Steuermaßnahmen soll die Arbeitslosigkeit in den USA durch ein System von Subventionen für zusätzlich Beschäftigte verbessert werden, wobei die Bundesregierung bis zu 40 Prozent der Arbeitskosten im ersten Jahr tragen will. Begründet wird diese Subvention mit der notwendigen Umschulung der Arbeitskräfte. Deshalb wird diese Subvention auch innerhalb von drei Jahren abgebaut, die Umschulung muß also innerhalb von drei Jahren erfolgen.

Das größte zu lösende Problem der USA stellt in der Gegenwart die Energieversorgung dar. Derzeit müssen die USA 40 Prozent ihres Ölverbrauches importieren, vor der Ölkrise waren es noch 30 Prozent.

Präsident Carter, der eine persönliche Abneigung gegen den Ausbau der Atomenergie hat, wird vor allem die Verwendung von Kohle als Energieträger intensivieren wollen. Womit wieder der Einfluß des Winters auf die amerikanische Konjunktur evident wurde.

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