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Frieden im All?
,JDas Wettrüsten im Weltall zu verhindern und auf Erden zu beenden“: Auf dieses Ziel haben sich US-Präsident Ronald Reagan und SU-Präsident Mihail Gorbatschow bei ihrem ersten Rendezvous in Genf im Vorjahr eingeschworen. Sie sind meilenweit von der Erreichung dieses Ziels entfernt — aber erstmals, so scheint es, zumindest gemeinsam auf dem Weg.
Es läßt sich nicht leugnen, daß der neue Stil des neuen Kreml-Herrschers die neue Dynamik herbeigeführt hat: Nicht weniger als elf konkrete Vorschläge zur Rüstungskontrolle hat Gorbatschow auf den Westen niederprasseln lassen.
Alte Hüte waren darunter, Propagandatricks, gewiß — aber im Sand der Worte, der sich über Depeschen, Reden, Memoranden und Appellen über die Welt ergoß, blitzte dort und da auch schon ein Goldkorn auf.
Ein solches enthielt der Brief aus Moskau vom 23. Juni, in dem ein Abbau von einem Drittel der Langstrek-kenraketen Moskaus angeboten wurde, wenn dafür der Raketenabwehrstoppvertrag (ABM) von 1972 um 15 Jahre verlängert würde.
Das hieße im Klartext, daß die Weiterarbeit an der Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI), Reagans heißestem Zukunftstraum, bald eingestellt werden müßte. Dazu ist der US-Präsident sicher nicht bereit, zumal die Geschäftigkeit Gorbatschows die Brauchbarkeit des ,J£riegs der Sterne“ zumindest als Druckmittel zu bestätigen scheint.
Aber erstmals geschah das Ungewöhnliche: Reagan signalisierte, daß man sogar über SDI verhandeln könne; er würde den ABM-Vertrag zumindest um fünf Jahre verlängern, wenn die UdSSR über ein A bwracken aller ihrer 308 strategischen Bodenraketen vom Typ SS 18 mit je zehn Atomsprengköpfen mit sich reden ließe.
Man ist, wie man sieht, weit auseinander — aber es gibt erste Angebote. In Genf sondieren derzeit Experten beider Seiten, wie es mit den Verhandlungen über strategische Rüstung weitergehen soll, und auch die am 4. November in Wien beginnende Konferenzrunde über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) wird vom Klima der Rüstungskontrollgespräche mitbestimmt werden.
50.000 Atomsprengkopfe im Arsenal der beiden Supermächte warten auf Bändigung. Das stärkste Argument hat dieser Tage ein Buch des US-Wissenschafters Martin Binkin geliefert: Schon eine von einem einzigen Soldaten trag- und bedienbare Luftabwehrrakete sei heute so kompliziert, daß die meisten Soldaten im Ernstfall überfordert wären.
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