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Acht Tage danach

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Die Erzählung vom ungläubigen Thomas ist eine der populärsten in den Evangelien. Vielleicht deshalb, weil er uns in seiner Grundhaltung so sympathisch ist. Seine Bedingungen entsprechen dem, was wir selbst angesichts der Botschaft von Ostern denken mögen: „Wenn ich nicht..., und wenn ich nicht, dann glaube ich nicht.” Das scheint ein Weg des Zugangs, im ursprünglichen Sinn des Wortes eine Methode, aber sie ist nicht zielführend. Denn nur scheinbar geht der Auferstandene auf die Konditionen des Thomas ein. Letztlich gilt sein Wort: „Selig, die als Nicht-Sehende zum Glauben kommen” (Joh 20,29). Das war schon acht Tage danach so, und so ist es bis heute geblieben.

Die Osterbotschaft ist keine beweisbare Verkündigung und nicht mit Bedingungen zu versehen. Von der Zeit der frühen Kirche an wird sie deshalb geglaubt, weil andere Menschen sie bezeugen und glaubhaft dafür einstehen, daß Jesus, der tot war, neu lebt. Das erkennt man nicht nur an ihrem Wort, sondern an ihrem Leben, des öfteren auch an ihrem Tod. Maria von Magdala verkündet den Jüngern: „Ich habe den Herrn gesehen”, und die Jünger sagen das gleiche dem Thomas weiter; und weil Thomas das Zeugnis nicht akzeptiert, sondern selbst sehen will, kommt es zur Panne. - Auch 2000 Jahre danach bezeugen Menschen: „Wir haben den Herrn gesehen” auf vielfältigste Weise. Von ihrer Glaubwürdigkeit und unserer Offenheit dafür hängt es ab, wie sehr und ob diese Botschaft greift. Beweise? Die gibt es auch heute nicht, es sei denn, wir sehen, wie sehr diese Verkündigung einzelne Menschen geprägt hat. Auch dieses Jahr haben wir nicht selbst gesehen und stehen in der Situation wie Thomas acht Tage danach. Was haben wir mitgenommen von Ostern? Sind wir versucht, wie Thomas den Katalog von Vorbedingungen zu formulieren, oder stimmen wir mit den Jüngern ein: „Wir haben den Herrn gesehen”?

Das ist keine Nebensächlichkeit. Letztendlich ist es eine Existenzfrage für Christinnen und Christen, damals acht Tage ebenso wie jetzt 2000 Jahre danach.

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