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Haitink, Szeryng und Giulini

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Ein echtes ffaitink-Programm absolvierten die Wiener Philharmoniker in ihrem 6. Abonnementkonzert: klug zusammengestellt, organisch und abwechslungsreich. Es wurde mit Schumanns großartiger „Manfred-Ouvertüre” in düstermelancholischem es-Moll eingeleitet, dema einzig überlebenden Teil einer mehrteiligen Schauspielmusik zu Byrons dramatischem Gedicht. Und es klang mit der genialischen, innerhalb weniger Tage (23. bis 26. Jänner 1841) entworfenen „Frühlings- symphonie” aus, der Haitink und die Philharmoniker allen romantischen Schwung und Zauber verliehen, den die später von Schumann getilgten programmatischen Titel der einzelnen Sätze andeuteten. — Dazwischen: das Siegfried-Idyll, Wagners liebenswürdigstes und feinstes Orchesterstück, eine „Gelegenheitsarbeit” aus dem Jahr 1870, aus bekanntem Anlaß. Erfreulich, daß man dieses Opus, einen direkten Vorläufer von Sohönbergs „Verklärter Nacht” und dessen „Kammersymphonie” bei uns während der letzten Zeit immer häufiger auf den Programmen findet. Noch erfreulicher, wie die Philharmoniker diese delikate Musik Wiedergaben. — Aber der Höhepunkt unter den Höhepunkten dieses überaus gelungenen Konzerts war Alban Bergs Violinkonzert mit Henryk Szeryng (Jahrgang 1918) als Solisten. Er begann, mit der auf und absteigenden Quintenfolge der Sologeige, ein wenig beunruhigend flott, aber dann stellte sich alles ein, was dieses Konzert verlangt: Ausdruck, meditative Stimmung, dramatische Ausbrüche und lyrische Kantilenen, vom Orchester mit unnachahmlicher Tonschönheit begleitet, nein „mitgespielt”. — Selten haben wir vor der Pause einen solchen Applaus erlebt.

Nach dem letzten Konzert der Wiener Symphoniker unter Carlo Maria Giulini am vergangenen Sonntag ist eine unüberhörbare Verfeinerung des Orchesters festzustellen. Keine andere Musik ist hiefür „relevanter” als die von Webern. Die zur Eröffnung gespielten „Sechs Stücke für Orchester” op. 6 mit einer Gesamtdauer von etwa 12 Minuten wurden bereits 1909 geschrieben und Arnold Schömberg zugeeignet. Die Uraufführung 1913 (im gleichen Jahr wie Strawinskys „Sacre”) löste einen bereits in die Musikgeschichte eingegangenen Skandal aus. Viel später, 1928, hat Webern diese fragilen Miniaturen für kleines Orchester umgearbeitet, und in dieser Fassung hörten wir sie unter der Leitung Giulinis mit einer Transparenz, Zartheit und Ausdruckskraft, die absolut überzeugten. — Was für ausgezeichnete Solisten in diesem Orchester sitzen, konnte man anschließend in Mozarts „Smfomia concertante” Es-Dur, 1778 in Paris für einige Virtuosen aus Mannheim geschrieben, konstatieren. Die ausgezeichneten Solisten waren Jürg Schaeffteiri (Oboe), Alfred Rose (Klarinette), Milan Tur- kovič (Fagott) und Emst Mühlbacher (Horn). — Den 2. Teil des Programms bildete die VII. (nach der alten Zählung die zweite) Symphonie von Dvorak.

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