6835386-1975_11_14.jpg
Digital In Arbeit

Karger, Konstruktivisten

Werbung
Werbung
Werbung

Der Maler Alfred Karger hat anfangs diese Jahres sein 50. Lebensjahr vollendet. Aus seinen Ausstellungen kennt man den ehemaligen Andersen-Schüler nicht nur als einen exzellenten, soliden Porträ-tisten, als formstarken Aktzeichner, sondern auch als sensiblen Aquarellisten, der in seinen Stadt- und Naturlandschaften die Farbe als poetischen Wert einzusetzen weiß. In einer bis 29. März anberaumten Ausstellung zeigt nun die Galerie Würthle „Neue Aquarelle und Zeichnungen“ Kargers, die alle der Landschaft gewidmet sind und in vielfacher Hinsicht neue Entfaltungsphasen seiner stetigen Entwicklung darstellen. So gehen in den fein strukturierten und schraffierten Federzeichnungen die Landschaftselemente, die Hügel, Büsche und Bäume, neue innige Verbindungen ein, ballen sich die Wolkengebilde in verschieden dichten Schwärzen zusammen und breiten sich dabei als zusammenhängende Formkomplexe auf den Blättern aus. Ihre Formen fließen wie im Dämmerlicht zusammen, wobei die disziplinierten Strichlagen so vielfältig modulierte Dunkelheiten und Grauwerte schaffen, daß sie wie hervorragend gedruckte Radierungen wirken, eine Umsetzung in die Drucktechnik keine Einbuße, sondern vielleicht eine zusätzliche Steigerung bedeuten könnte. Besonders schön unter ihnen das „Haus zwischen Bäumen“, die „Zeile in der Landschaft“ und von besonderer malerischer Eindringlichkeit die Kreidezeichnung der „Fabrik hinter Bäumen“. Kargers malerisches Empfinden, das sich bereits in den Zeichnungen zeigt, findet seinen adäquaten Ausdruck in den Landschaftsaquarellen, die in einer sehr raffinierten und vielfältigen Lasur- und Schichtentechnik sowohl Färb- wie Stimmungswerte betonen. In ihnen halten sich ein farbiger Expressionismus und eine betonte Tektonik des Aufbaus die Waage, wobei sich das Gewicht manchmal zugunsten des einen oder anderen verschieben kann. Flammende Stadtlandschaften, die sich aus den Quadraten und Dreiecken der Dächer und Häuserblöcke schichten und in ihrer graphischen Dynamik entfernt an Feininger erinnern, stehen neben poetisch intim empfundenen Motiven, in denen tonigere Farbigkeit die Natur ebenso überzeugend zu übersetzen weiß, wie das brennende Rot der Himmel und Dächer. Raffinement und Delikatesse des Farbauftrages und der Farbfin-dungen sind in allen von größter Artistik, bei ebenso großer Betonung der Umsetzung in optisch sensible wie dekorative Werte. Eine besonders schöne und sehenswerte Ausstellung.

Mit einer Schau „österreichischer Konstruktivisten“ hat die Modern-Art-Galerie, die in der Wipplinger-straße 18 zuletzt eindrucksvolle Materialbilder von Gerlinde Wurth zeigte, ihre neue Dependance in Wien I, Am Hof 11, eröffnet und damit einer in Österreich eher ins Hintertreffen geratenen Tendenz Rechnung getragen. In den angenehmen Räumen fallen die Arbeiten von Hildegard Joos, Waltraud Coo-per, Robert Adrian, Theo Braun, Franz Buchecker, Ludwig Merwart, Hans Plobner, Oskar Putz, Ernst Insam und Kurt Ingerl am stärksten auf, anderes wirkt eher dürftig oder hätte nicht in den Rahmen dieser Ausstellung gehört. Jedenfalls eine erfreuliche Galeriegründung, die auch mit regelmäßigen Jours fixes (Mittwoch von 19 bis 22 Uhr), mit Diskussionen, Lesungen und Künstlergesprächen an die Öffentlichkeit treten will.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung