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Keine Parteimodelle

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„Österreichs Schulpolitik wird nun eine Schulpolitik der Koalition sein, nicht die einer Partei!“ versicherte Hilde Hawlicek, die neue Unterrichtsministerin. „Wir wollen weg von den Parteimodellen. Wir wollen neue Formen gemeinsam erarbeiten. Mit gleichen Informationen für alle.“

Es wäre unfair, von ihr bereits konkrete Details zu verlangen. Aber immerhin arbeitet sie seit Jahren im Unterrichtsausschuß des Nationalrats mit.

„Optimale Bildungsmöglichkeiten für alle; Mobilisierung der Begabungsreserven; Durchlässigkeit der Schulbahnen; keine Sackgassen ...“ Was heißt das im Klartext? Vorläufig nur so viel, daß sie „keine Eliteschulen“ will und auf die bereits vorhandenen Förderungsmöglichkeiten verweist.

Auch die Frage, ob Ganztags- oder Tagesheimschu-le, soll kein Streitpunkt mehr sein, versichert die neue Ressortchefin. Der Bedarf an ganztägigen Formen sei vorhanden, man werde gemeinsam — ohne Ideologie - ein flexibles Modell erarbeiten.

Oberstufenreform? Hier

soll es drei Stufen geben, neben dem Gymnasium und dem Realgymnasium auch einen wirtschaftlichen Zug — aber nicht „geschlechtsspezifisch“, also nicht mehr das beliebte Wirtschafts-kundliche Realgymnasium für Mädchen. Wie sich dieser Typ aber dann von der Handelsakademie abheben soll, muß erst geklärt werden.

Der Kompromiß um die Leistungsbeurteilung der ABC-Schützen—Noten plus verbale Beurteilung — wurde schon in der Regierungserklärung festgeschrieben. Wie immer die Leistung beurteilt werden soll - die Schule muß Freude machen, fordert Hilde Hawlicek. Die Kinder sollen motiviert werden zum Lernen, sie sollen „lachen können, wenn sie aus der Schule kommen“! Wie immer das erreicht werden kann

Wie einst ihrem Kurzzeit-Vorvorgänger Helmut Zilk die Bestellung von Schuldirektoren nach dem Parteibuch „zum Kotzen“ war, so ist auch sie „nicht glücklich“ darüber. Sie verweist auf die im Ministerium bereits bestehende Objektivierungskommission. Sie wird weiterarbeiten.

Brauchbare Vorschläge lägen bereits vor.

Prekär ist auch im Schulbereich die Budgetlage: Im Personalaufwand müssen 1,5 Prozent eingespart werden. Das bedeutet um fünf Prozent weniger Mehrdienstleistungen, also Uberstunden. Wie wird sich das bei den Freifächern auswirken, die in der Oberstufe verstärkt angeboten werden sollen?

Und wie steht's mit den Kärntner Schulquerelen? Die Zweisprachigkeit in Kärnten muß erhalten bleiben, stellt die Ministerin eindeutig fest. Sie steht im Staatsvertrag, daran kann nicht gerüttelt werden. Und sie vergißt auch nicht darauf hinzuweisen, daß das Parteienmodell, das zur Zeit diskutiert wird, nicht nur von den Slowenen, sondern auch von der Kirche abgelehnt wird.

Nun hat die Rektorenkonferenz eine Kommission eingesetzt mit in- und ausländischen Experten, um einen Kompromiß auszuarbeiten. Die Quadratur des Kreises? Die Ministerin ist auf jeden Fall gesprächsbereit und nimmt ihre Vermittlerrolle ernst.

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