6861670-1977_39_12.jpg
Digital In Arbeit

Konzerte

Werbung
Werbung
Werbung

Zum vierten Mal veranstaltete die ambitionierte Pfarre Pötzleinsdorf „Wiener Orgeltage”, und die Kirche war voll von begeisterten Zuhörern, jungen Leuten, Studenten. Die Orgel ist ein mittelgroßes Werk, von Arnulf Klebel erbaut, vier Jahre jung, auf ihr wurde Orgelliteratur aus allen Jahrhunderten, von der Renaissance, etwa einem Jan P. Sweelnick (1562-1621) über Johann Sebastian Bach bis zu unseren Zeitgenossen Anton Heiller und Petr Eben zu Gehör gebracht.

Der Hausorganist Gottfried Zykan eröffnete die Orgeltage mit Werken von Max Reger. Diesem jungen Mann lag offensichtlich die Romantik, so daß er selbst Bachs fünf Variationen über den Choral „Vom Himmel hoch da komm ich her” mit einem gehörigen romantischen Schuß vortrug, was leider auf Kosten der klaren Linienführung ging.

Alfred Halbartschlager aus St. Pölten erwies sich im zweiten Konzert trotz seiner Jugend als ausgezeichneter Interpret Buxtehudes und Bachs. Die Klarheit und Exaktheit der Fugen und Präludien spielte er mit großer Begeisterung und Wärme. Mit Anton Heülers Meditationen über „Ecce lignum” und Petr Ebens „Sonntagsmusik” wußte er ganz unterschiedliche Werke so zu interpretieren, daß sich der Zuhörer wohl seinen Namen als den eines kommenden Meisters wird merken müssen.

Professor Josef Bäck von der Wiener Musikakademie widmete den dritten Konzertabend voll Johann Sebastian Bach, dem Meister aller Orgelmusik, und gestaltete ihn zu einem wahren Höhepunkt der „Wiener Orgeltage”. Peter Wi- densky bot im vierten Konzert ein selten zu hörendes Programm aus der Wiener Klassik und dem Biedermeier. Interessant waren dabei vor allem die neun Walzer von Mozart, die aus 16 unabhängigen Takten komponiert und mit dem Würfel willkürlich aneinandergereiht waren. Aus dem virtuosen Spiel dieses Organisten, aus seinen perlenden Flötentönen und seinem wundervollen Stakkato konnte man unschwer den Mitarbeiter der „musica antica” und Solisten von Renaissanceinstrumenten erkennen. In der Sonate über die österreichische Kaiserhymne „Gott erhalte” von P. David da Bergamo, die eher einer italienischen Opem- ouvertüre glich, bewies er mit einer ausgezeichneten Registerführung seine unglaubliche Vielseitigkeit; es war, als ob ein ganzes Orchester verschiedenster Instrumente spielen würde. Die Zuhörer konnten sich des Beifalls in der Kirche nicht enthalten. Noch zwei weitere Orgelabende, wobei auch eigene Kompositionen des Organisten Stephan Kocsis aufgeführt wurden, beschlossen die sehr anregenden und vom jungen Publikum mit großem Interesse verfolgten Orgeltage.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung