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Legenden, Erinnerungen, Wirklichkeit

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Wiens Publikum vergöttert seine Sänigerlieblinge. Vierzig Minuten Jubel und Zugaben für Weltstar Teresa Berganza, Berge von Blumen für sie und — einen Tag vorher — für Elisabeth Schwarzkopf. Die eine in der reifen Blüte ihrer erlesen schönen Stimme, ihrer ungemein kultivierten Gesangstechnilk; die andere, noch immer fabelhaft aussehende Primadonna, Grand Dame in leuchtendem Rot, wirkt umflort von gewaltig viel Erinnerung... Nostalgischer Erinnerung an die großen Tage, als die Schwarzkopf noch Ereignis der legendären Wiener, Salzburger, Londoner Mozart- und Strauss -Aufführungen war.

Keine Frage, man denkt mit Bewunderung an diese Zeit zurück, als sie etwa den Wiener Mozart-Stil mit Böhm oder Krips imitformte. Aber was sie nun anzubieten hat, zum Beispiel mit diesem Huigo-Wolf-Lieder-abend, das enttäuscht. Muß ein Star so seine Legende zerstören, fragt man sich unwillkürlich. Denn dieser WoM-Abend wirkte wie ein Abschied von einer Stimme. Die Schwarzkopf versucht zwar, mit raffinierter Ausdruckskunst Stimmprobleme zu kaschieren und sich über heikle Regi-sterwechsel und Sprünge hdnwegzu-retten. Aber vieles klingt allzu bemüht, verzerrt. Man merkt, wo das Material ausläßt.

Hinreißend h'ngegen war die Begegnung mit Teresa Berganza d.e man in Wien allzu selten hört. Präsentierte sie sich bei den Wiener Festwochen als Sextus der brillanten „Titus“-Premiere, so kam sie nun mit Haydns „Ariadne“, Schubert-Liedern, Faure, de Falla. Die berganza hat es verstanden, ihr Stimmmaterial unigemein geschmeidig zu halten. Berückend klingt ihr samtiges Timbre, herrlich strahlt die Höhe. Ausdruck, Dynanr.k, Vortragsstil... silles ist perfekt im Lot. Und wenn sie manchmal zu etwas manierierter Darstellung neigt, wie bei Schuberts „Heidenröslein“, so kann das eigentlich nicht den fabelhaften Eindruck stören, die Harmonie, in der sie gemeinsam mit ihrem Gatten Felix Lavilla (am Steinway) Lieder gestaltet. Die Berganza — eine Legende, die Wirklichkeit ist.

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