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Materialschlacht

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(Volksoper, Wien; „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart) Jerome Savary, der Zaubertheaterkünstler und Showmagier, produzierte nun seinen Bregenzer Hit in der Volksoper. Die Materialschlacht, die er gemeinsam mit seinem Ausstatter Michel Lebois inszenierte, ist nicht recht gelungen: zu laut, zu grell und zu drastisch wirken viele Gags, zu häßlich manche Ausstattungseinfälle. Auch Revuegirls und herzige Löwchen, die bei Umbauten Pausenfüller spielen, können Ratlosigkeiten nicht kaschieren.

Konrad Leitner am Pult sorgt für temperamentvolle Szenen, wobei allerdings das ruhige Musizieren, die Harmonie und sinnliche Klangschönheit merkbar fehlen. Gundei Bohmanns „Pamina“ imponiert durch schöne Höhe und Phrasierungskultör, Robert Gambills „Tamino“ sucht noch nach seinem persönlichen Stil, Michael Kraus ist ein solider, aber nicht brillant komischer Papageno. Sonst dominiert Überforderung. Die alte Volksopern- „Zauberflöte“ Leopold Lindt- bergs hat mir da weit mehr imponiert. Klangluxus

(Salzburger Osterfestspiele, Konzerte mit Sir Georg Solti und Herbert von Karajan) Die Berliner Philharmoniker leiten zu Ostern eine luxuriöse Klangparade: Karajan dirigiert Verdis „Missa da Requiem“ und einen Abend mit P. I. Tschaikowskis b-Moll-Klavierkonzert und dem 17jährigen russischen Wunderknaben Jewgeni Kissin, einem fulminanten Techniker von noblem Geschmack und Freude an Bravour. Solti präsentiert Bela Bartok und Beethoven: ein Konzertangebot, das fast mehr Attraktionskraft hat als „Tosca“.

Vor allem in die Begegnung Soltis mit den Berlinern wurden hohe Erwartungen gesetzt, doch der Funkenschlag blieb aus. Solti setzte auf geglättete Schönheit, seine Wiedergabe von Bartoks „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“, eines Schlüsselstücks der klassischen Moderne, ließ alle Aufbrüche und Spannungen, die Gratwanderung und das Schwanken zwischen Schönheit und Katastrophe vermissen. Impulsiver gab er sich aber bei Beethovens „Eroica“, in deren Scherzo und Finale immerhin Soltis unerbittlich straffe Führung an markanten Tempi spürbar wurde.

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