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Minderheitskirchen wollen Kommunikation stärken

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Im Evangelischen Theologenheim in Wien tagte ein vom Lutherischen Weltbund einberufenes Publizistisches Seminar für Europäische Minderheitskirchen. Aus 23 lutherischen Kirchen Europas waren 42 Delegierte gekommen, unter denen auch die zahlenmäßig starke Evangelische Kirche ‘ in der DDR vertreten war. Diese fühlt sich als Minderheitskirche, weil sich in der Gesellschaftsordnung des Landes Christen aktiv für die Kirche entscheiden müssen.

Man beriet über Informationsmöglichkeiten zwischen den Kirchen und pflegte einen umfassenden Erfahrungsaustausch. Beim Bemühen, ein objektives Bild von den europäischlutherischen Minderheitskirchen zu bekommen, hat man in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Die Informationen waren vielfach einseitig, Nachrichten über das aktive Leben der Kirche zu gering. Um dieser Fehlinformation sowohl im Westen wie im Osten zu begegnen, will man einen Artikel- und Regionaldienst einrichten, Stipendien vergeben und lokale Arbeitstagungen in den verschiedenen lutherischen Minderheitskirchen Europas organisieren.

Die Tagung war rein praxisbezogen. Politische Aussagen wurden nicht gemacht. Dankbar wurde hervorgehoben, daß erst seit Helsinki eine solche gesamteuropäische Zusammenarbeit möglich geworden sei.

Das gute ökumenische Klima zwischen der evangelischen und rö- misch-katholischen Kirche ist hiebei äußerst förderlich. Unter dem Titel „Unterwegs zu einer kommunikativen Kirche” lieferte Kirchenrat Werner Schnoor aus Schwerin die theologische Vorarbeit zum Zentralthema der Tagung „Die doppelte Loyalität des kirchlichen Journalisten”.

„Kommunikation der Kirche”, sagte er, „dürfe nicht nur soziologisch verstanden, sondern müsse vor allem theologisch durchleutet werden.” Unter Kommunikation versteht der Vortragende „ein miteinander Teilhaben” an den Heilsgütem der Gläubigen, wobei sich dieses Teilhaben nicht in institutionalisierten Aktionen einer organisierten Kirche erschöpfen dürfe. Institution ist nur der eine Brennpunkt der Ellipse Kirche, der zweite ist Communiö.

In dieser Polarität, die immer aufs Neue ein Spannungsmoment enthält, vollziehe sich das Leben der Kirche. Allerdings leide diese heute an Kommunikationsstörungen, da sich kirchliche Kommunikation fast ausschließlich im Einbahnverkehr vollziehe. Jede Gelegenheit muß genützt werden, um Kommunikation zu lernen. Die kirchliche Publizität als Medium der Kommunikation muß im Zentrum der Kirche angesiedelt werden. Außerdem dürfe Publizistik keineswegs als Hobby oder Privileg für Profis verstanden werden.

Mit der doppelten Loyalität des kirchlichen Journalisten setzte sich Gerard Heinz aus Straßburg auseinander. Weil es keinen Bereich des Lebens ohne Medien gibt, komme der Informationsauswahl große Wichtigkeit zu. Der Vortragende verwies auf die psychologischen, geistigen, kulturellen und ideologischen Voraussetzungen, die den einzelnen Journalisten prägen, der eine bestimmte Themenauswahl trifft.

Bei kirchlichen Journalisten komme noch dazu, daß ihre Loyalität unter ständiger Spannung zwischen einer doppelten Erfahrung - jener, der totalen Erfahrung der Welt und jener der totalen Erfahrung Gottes - liege. Einen Ausweg biete die konsti-x tuierte Lebensfreiheit, die als Begrenzung nur die Ehrfurcht vor Gott und den Menschen kennt. Gerade diese Freiheit des Christenmenschen mache kreativ und erfindungsreich und befähige den Journalisten zu einem freien Informationsschöpfer und gebe ihm die Kraft, frei zu werden und zu schreiben, in den Grenzen der Freiheit des anderen.

Schon zu Beginn der Tagung unterstrich Bischof Oskar Sakrausky die Bedeutung der Medien, des Informationsflusses und der kirchlichen Journalisten. Für die lutherischen Kirche Europas und der ganzen Welt sei die Arbeit eines kirchlichen Journalisten schlechthin Mission.

Kirchlicher Medienarbeit komme die Aufgabe zu, gegen Gerüchte, die der Tod jeglicher Information sind, anzukämpfen. Kirchliche Pressearbeit sei daher eine schwierige verantwortliche, aber auch schöne Aufgabe.

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