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Sdiostakowitsdis Sechste
Dimitri Schostakowitschs 6. Symphonie, 1939 von der Leningrader Philharmonie unter Mrawinski ur- aufgeführt, nimmt — zwischen ihren beiden heroisch-pathetischen Nachbarwerken — eine ähnliche Stellung ein, wie Beethovens „Pastorale“. Das knapp halbstündige Werk, das wir im Zyklus „Die Große Symphonie“ in Wien zum erstenmal hörten, hat drei Sätze: ein ausgedehntes Largo (von dem man ganze Passagen in eines der Spätwerke Mahlers montieren könnte), mit dominierenden Streichern und den für Schostako- witsch charakteristischen weit auseinanderliegenden tiefen Bässen und grellen Oberstimmen, sowie zwei kurze rasche Sätze, Scherzi, wenn man will, gleichfalls den Mahler- schen nicht unähnlich, der letzte ein wenig lärmend, eine Art Geschwindmarsch oder Galopp.
Solist des 1. Klavierkonzertes von Chopin war der junge Alexander Slobodjanik, der mit schönem, jugendlichen Emst, ganz ohne Affektion und Übertreibung spielte, mit einem so unmittelbaren Ausdruck, wie er nur aus der Identifikation mit der romantischen Gefühlswelt kommt. Übrigens: dieser Begleitpart und die Instrumentation Chopins sind gar nicht so schlecht wie ihr Ruf, wenn man bedenkt, daß in diesem Konzert immer und ganz das Soloinstrument im Vordergrund steht.
Ravels 2. Suite aus dem Ballett „Daphnis und Chloe“ beschloß das Konzert: eines der brillantesten und gelungensten Orchesterwerke der ersten Jahrhunderthälfte. Die Wiener Symphoniker, in Bestform, spielten mit offensichtlicher Freude, ließen es an Ausdruck nicht fehlen, begleiteten delikat und brannten im letzten Teil der Ravel-Suite, einer „Danse generale“, ein wahres Feuerwerk an Orchestervirtuosität ab.
Zwar hat der jugendlich-schlanke und elegante Yuri Temirkanow auch dem Publikum etwas zu bieten, aber in erster Linie ist er fürs Orchester da, das er mit souveräner Sicherheit und temperamentvoll leitet. Vor allem aber ist Temirkanow (Assistent von Mrawinski bei den Leningradern) ein guter und sensibler Musiker, der weiß, was er will, und der sich dem Orchester genau mitzuteilen versteht.
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