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Spaniens Rückgrat
Spaniens Streitkräfte haben die Aufgabe, „Frieden und Recht des Vaterlandes zu hüten". Diese Definition wurde von ihrem obersten Befehlhaber, Generalissimus Francisco Franco, formuliert. Die spanischen Politiker haben besonders nach dem Kriegsgerichtsprozeß von Burgos keine Gelegenheit ausgelassen, die Bedeutung der Streitkräfte zu unterstreichen und hohe Offiziere wetteifern mit Erklärungen, in denen sie ihr Pflichtbewußtsein, das Vaterland gegen innere und äußere Feinde zu verteidigen, hervorheben. Zu dieser Verteidigung stehen insgesamt 350.000 Soldaten, 520 Generale und ungefähr 30.000 Offiziere bereit.
Spaniens Streitkräfte haben die Aufgabe, „Frieden und Recht des Vaterlandes zu hüten". Diese Definition wurde von ihrem obersten Befehlhaber, Generalissimus Francisco Franco, formuliert. Die spanischen Politiker haben besonders nach dem Kriegsgerichtsprozeß von Burgos keine Gelegenheit ausgelassen, die Bedeutung der Streitkräfte zu unterstreichen und hohe Offiziere wetteifern mit Erklärungen, in denen sie ihr Pflichtbewußtsein, das Vaterland gegen innere und äußere Feinde zu verteidigen, hervorheben. Zu dieser Verteidigung stehen insgesamt 350.000 Soldaten, 520 Generale und ungefähr 30.000 Offiziere bereit.
Neben Portugal dürfte Spanien das einzige Land Westeuropas sein, in dem die Streitkräfte eminente politische Bedeutung haben. Nichtsdestoweniger ist ihr Budget eines der niedrigsten Europas. Bis 1965 war der Soldatentoeruf recht schlecht bezahlt. Die Streitkräfte, die entscheidend zum Sieg Francos beigetragen hatten, waren der einzige Sektor innerhalb des Regimes,, der nicht am wirtschaftlichen Aufschwung der sechziger Jahre teilgenommen hatte. Das Heer ist in zwei große Gruppen geteilt, eine für Sofortintervention und eine für operative Verteidigung. Die erste besteht aus drei Divisionen, hinzu kommt eine 3000 Mann starke Spezialtruppe für den Kampf gegen „Subversion", die wegen üirer grünen Fallschirm Jägermützen „Boinas Verdes" genannt werden. Die zweite Gruppe, die im Ernstfall auf 3,5 Millionen Mann erhöht werden kann, besteht aus je einer Brigade in jeder der elf Militärregionen. Außerdem verfügt das Heer über Raketen vom Typ Hawk vmd solche spanischer Fabrikation. Die Luftwaffe ist mit 20 Jagdbombern F-104, zehn vom Typ Northrop, mehr als 50 Sabres, fünf Mirages und mehr als 150 Transport-und Schulflugzeugien sowie einigien Hubschraubergeschwadem ausgerüstet.
Innere Rivalitäten
Die Marine glaubt sich gegenüber dem Heer zurückgesetzt und manifestierte auch verschiedentlich, besonders in jüngster Zeit, eine gewisse Distanzierung gegenüber diesem. Marine und Luftwaffe nahmen an der geheimnisumwitterten Zusammenkunft von Majoren und Obersten in der Madrider Kavallerieakademie, die kurz nach dem Burgos-Prozeß stattfand und als „Putschversuch" bezeichnet wurde, nicht teil. Der Marineminister äußerte sicii sogar öffentlich dagegen.
Das Heer ist eine der bedeutendsten — wenn nicht die bedeutendste — Macht im Staat. Und auch die am besten durchorganisierte. Aber die Aufstiegsmöglichkeiten sind durch den langen Frieden bürokratisiert worden und ein Offizier, der seiner Dienst jähre wegen zum General befördert wird, steht nahe an der Pensionsgrenze. Der lange Friede hat auch zur Folge, daß das einzige Prestige hoher Offiziere durch die Beförderungen entsteht.
Die aus der Bürgerkriegszeit stammenden Militärs sind fast alle schon im Ruhestand. Die gleiche ideologische Aufteilung wie in den anderen Schichten Spaniens, in Monarchisten,
Falangisten und Opus Del (Sozialisten sind nur vereinzelt unter den Leutnants zu finden) herrscht auch im Heer, einschließlich der Entpoli-tisierung. Die These von der möglichen Bedeutung der falangistischen Militärs hätte sich im Zusammenhang mit dem Finanzskandal „Mates.a"^^ bei. dem sie niit ihrer Kritik stark in den Vordergrund’ge-" treten waren, bewahrheiten können.’ Aber diese militärische Operation wurde schnell von oben abgeblasen, General Iniesta als Botschafter nach Algerien geschickt und General Garcia Rebull als Generalkapitän nach Burgos.
Die Haltung dieser Generale, sowie die des wegen seiner gehamischten Rede gegen das Opus Dei Mitte Jänner abberufenen Generalkapitäns von Granada, ist von einer Frontbil-dung gegen das Opus Dei gekennzeichnet. Raktionen hierauf sind nicht erfolgt, alles versickerte in Stamm-
tischgesprächen vmd Spekulationen Aber die Abberufimg des General kapitäns von Granada war eine deut-licha Warnung, sich in die Poütil einzumischen.
Eine zweite erfolgte kürzlich mit dei erstmaligen Veröffentlichvmg de: Namen derjenigen hohen Offiziere die dieses Jahr in die Reserve versetzt werden. Durch unvorsichtig« Kommentare und Versammlunger könnten sie sich sogar jene Poster verscherzen, die ihnen traditionel nach ihrer Pensionierung im Verwal-tvmgsrat des nationalen Industrieinstitutes, der INI, angeboten werden. Franco hat damit den MiUtäR zu verstehen gegeben, daß ihre politische Aufgabe nicht in der Einmischung in die Politik besteht. .
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