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Subventionen lassen deutschen Investoren

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Österreich ist trotz des harten internationalen Wettbewerbs bei Ansiedlungen von Unternehmen, der im Überbieten bei Subventio- nen, Steuererleichterungen und sonstigen Vorteilen seinen Nieder- schlag findet, unverändert ein in- teressantes Land.

Zu diesem Schluß kommt auch die 340 Seiten starke Untersuchung der Wirtschaftsuniversität in Wien, die im Auftrag des Kuratoriums der Deutschen Handelskammer in Österreich durchgeführt wurde und der eine Umfrage bei 437 Unter- nehmen in Österreich mit mehr als 87.000 Arbeitnehmern und minde- stens 60 Milliarden Schilling Um- satz zugrunde liegt. Befragt wur- den sowohl Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen als auch - als Kontrollgruppe - österreichische Un- ternehmen, die mit der Bundesrepublik im geschäftlichen Kontakt stehen. Die Untersuchung kann daher auch als Ent- scheidungshilfe für ausländische Unter- nehmen dienen, die eine Unternehmens- ansiedlung in Öster- reich in Betracht zie- hen.

Der zweite Teil der Studie beschäftigt sich mit dem Umfeld und der Infrastruk- tur in Österreich, wie dem Schul- und Aus- bildungswesen, dem Vergleich der Stand- ortregionen und ent- hält Daten und Ba- sisinformationen.

In der Unterneh- mensbefragung wur- den die verschiede- nen geschäftspoliti- schen Gesichtspunkte untersucht. Die „Töchter" deutscher Unterneh- men gaben an, ihre Hauptumsätze auf dem österreichischen Markt zu erwirtschaften. Einen weiteren Um- satzschwerpunkt bilden die RGW- Länder, in denen die Absatzchan- cen etwas kritischer eingeschätzt werden. Dennoch werden dem Wirt- schaftsstandort Österreich sehr gro- ße Vorteile bei der Marktbearbei- tung dieser Länder aufgrund der österreichischen Mentalität und Neutralität zugebilligt.

Hervorragend wurde die Arbeits- willigkeit der Arbeitnehmer in Österreich, aber auch Belastbar- keit und Anlernwilligkeit bewer- tet. Überaus positiv wurde auch das Arbeitsklima in den untersuch- ten Betrieben eingestuft. Eher un- günstig bewertet wurde der sich mancherorts abzeichnende Fachar- beitermangel sowie die Höhe der Lohnnebenkosten. Der Bereich Be- schaffung (Transportdauer, Ein- fuhrabgaben und -verfahren, Be- willigungsverfahren, Importbe- schränkungen, Wartung und so weiter) stellt sich sowohl für Händ- ler als auch für in Österreich Pro- duzierende als völlig unproblema- tisch dar. Hervorstechend sind die günstige Bewertung der Transport- dauer und der Importbeschränkun- gen.

Interessante Aspekte ergaben sich im Bereich Finanzierung. Das Angebot an Finanzdienstleistungen wurde als zufriedenstellend einge- stuft. Insbesondere die Präsenz von Kreditinstituten fällt als deutlich positiv auf. Summarisch wurde das Investitionsförderungsinstrumen- tarium als attraktiv bewertet. Eben- so positiv wird die Liberalisierung der Devisenvorschriften in Öster- reich aufgefaßt, während der Zu- gang zu internationalen Kredit- märkten etwas schlechter einge- schätzt wird. Von den befragten Unternehmen mit deutschem Stammhaus gaben lediglich 27 Prozent an, Investitionsförderun- gen der öffentlichen Hand in An- spruch zu nehmen. Bei der Kon- trollgruppe (österreichische Unter- nehmen) waren dies 43 Prozent! Dies deutet daraufhin, daß Investi- tionsförderungen für Standortent- scheidungen in Österreich von un- tergeordneter Bedeutung sind be- ziehungsweise neugegründete Un- ternehmen teilweise noch nicht in den Genuß von Investitionsförde- rungen kommen. Von kleinen und jungen Unternehmen wurden sie nur von weniger als einem Fünftel der Befragten in Anspruch genom- men, was mit dem großen Händler- anteil erklärbar ist.

Trotz der relativ geringen Aus- nützung bewerteten Unternehmen mit deutschem Stammhaus insge- samt die Förderungsinstrumente besser als die österreichische Kon- trollgruppe, was auf ein im inter- nationalen Vergleich für Unterneh- men günstiges System Österreichs schließen läßt.

Im Bereich Recht und Steuern fielen die Urteile relativ positiv aus. Die österreichische Rechtsordnung erwies sich als insgesamt eher pro- blemlos und bietet daher die not- wendigen Rahmenbedingungen für privatwirtschaftlich freies Han- deln. Unternehmen fällt es in der Regel schwer, gute Noten für Steu- erbelastungen zu vergeben. Pau- schal läßt sich das Urteil ableiten, daß die Befragten zwar Österreich nicht als Steueroase erleben, das Steuersystem aber nicht als über- aus negativ einschätzen. Von die- sem Pauschalurteil müssen aller- dings die Gewerbe- und Lohnsum- mensteuer und die Verwaltungsge- schwindigkeit in Österreich ausge- klammert werden. Bemerkenswert ist dabei der Umstand, daß die jungen Unternehmen die Verwal- tungsgeschwindigkeit negativer bewerten als die älteren. Der Grund dafür könnte sein, daß ältere Un- ternehmen sich bereits an einen „etwas langsameren" Verwaltungs- apparat gewöhnt haben und daher

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