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Taizé soll uns zu denken geben

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Wenn es nicht mehr genug Priester gibt, wird sich der Schwerpunkt von der Eucharistie auf die Glaubensvermittlung im Wort verlagern,prophezeite P. Johannes SchaschingSJ(FURCHE Nr. 43/1980). Daraufhin postulierte Univ.-Prof. Ferdinand Klostermann ein ,.Recht der Gemeinde auf Eucharistie“ (Nr. 3/1981). Viele Leserbriefschreiber meldeten sich zu Wort. Heute nimmt der Diözesanbischof von Graz-Seckau Stellung.

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Wenn es nicht mehr genug Priester gibt, wird sich der Schwerpunkt von der Eucharistie auf die Glaubensvermittlung im Wort verlagern,prophezeite P. Johannes SchaschingSJ(FURCHE Nr. 43/1980). Daraufhin postulierte Univ.-Prof. Ferdinand Klostermann ein ,.Recht der Gemeinde auf Eucharistie“ (Nr. 3/1981). Viele Leserbriefschreiber meldeten sich zu Wort. Heute nimmt der Diözesanbischof von Graz-Seckau Stellung.

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Unter manchen Meinungen, die in diesen Tagen vorgetragen werden, ist folgende zu bemerken: Die Gemeinden hätten ein Recht auf Eucharistie. Da nun zu wenig Priester vorhanden sind, sei es nötig, aus der Gemeinde geeig­nete Männer (ob verheiratet oder nicht) zu bestellen und zu Priestern zu weihen.

Man könnte zunächst die These sel­ber kritisch abklopfen: Wie ist das ei­gentlich mit dem Recht auf Euchari­stie, hält dieser Ausdruck dem bibli­schen Befund stand? Und bedenkt man auch, daß ein durchgesetztes Recht ja etwas erzwingt - ist dies der Anfang, überhaupt die kirchlichen Verhältnisse auf den Kopf zu stellen?

Man könnte weiter fragen, ob der Priestermangel tatsächlich so horrend sei. Doch ist es wichtiger, in das Zen­trum der geäußerten Meinung zu ge­hen.

Zunächst ist wohl festzuhalten, daß es ganz schlicht um die Aufhebung des Zölibats in der katholischen Kirche geht. Man möge sich keine Illusionen machen: Eine teilweise Aufhebung des Zölibats hält nicht! Vielmehr muß man sich entscheiden, ob man zu ihm steht oder ihn in die geschichtliche Ablage versenken möchte.

Ein Mißbehagen ist weiterhin da­durch verursacht, daß die Argumente schnell wechseln. Noch vor wenigen Jahren wurde vielerorts gesagt, daß der Priester überhaupt keine Zukunft mehr habe, mehr oder weniger durch die Ge­meinde ersetzbar sei; und mitunter aus ₥ der gleichen Ecke kommt nun das Ver­langen nach der Priesterweihe für mög­lichst viele Leute.

Und während noch vor zehn Jahren die priesterliche Ehelosigkeit als vor­enthaltenes Menschenrecht bekämpft wurde, spricht man heute davon weni­ger, um so mehr aber von der pastora­len Not. Es ist dann nur mehr ein klei­ner Schritt zur sozusagen amtlichen Feststellung, daß es doch nicht sehr ratsam und rentabel sei, sein Leben in * allen Dimensionen auf Jesus Christus zu setzen.

Doch wir sind noch im Vorfeld. Es muß noch weiter überlegt werden: Es geht auch um die Wahl des Priesters. Man könnte nachdenklich fragen, ob tatsächlich viele bereite und geeignete Leute da sind. Viel ernster ist jedoch das andere: In der Konsequenz geht es darum, daß die Gemeinde die Entschei­dung trifft, wer ihr Pfarrer ist.

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