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Digital In Arbeit

Treibsatz aus Brutkasten

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Berücksichtigung des weltweiten Standes der Technik und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, Erstellen einer Schutzrechtsstrategie, Projekt- und Diversifikationsmanagement für die Phase der Vermarktung des Produkts.

Auf dem dreigeteilten Weg von der Festigung der Idee (1) über die Entwicklung dieser Idee zum Prototyp (2) bis zur Produktion (3) wird der Technologiepark seine Berechtigung in der zweiten und dem Beginn der dritten Phase finden.

Daneben entspricht die Idee eines Technologieparks den geänderten Bedingungen der Wirtschaftsförderung:

• Heute verlegt so gut wie kein Unternehmer den Standort seines Betriebes über größere Entfernungen. Bemühungen um Industrieansiedlungen, die sich in der Bereitstellung von Gelände mit Infrastruktur erschöpfen, werden keinen Erfolg mehr haben.

• Die schmale Kapitaldecke und die mangelnden Managementkenntnisse in den mittelständischen Bereichen sind auszugleichen, weil hier das eigentliche Innovationspotential liegt.

• Die „Brutkastenatmosphäre“ der Universitätsstädte wirkt stimulierend und soll als zusätzlicher innovatorischer Treibsatz angesehen werden.

Es hat sich gezeigt, daß das Potential risikofreudiger, innovatorischer Jungunternehmer sehr begrenzt ist. Dabei ist die Zurückhaltung der großen Firmen weit deutlicher als im mittelständischen Bereich, obwohl einige der „Großen“ wie Philips oder IBM dazu übergehen, Entwicklungen über ausgegliederte, selbständige Forschungszentren („Spinnoffs“) zu betreiben, um ausgetretene Pfade ihrer eigenen Produktion und Entwicklung zu verlassen.

Die Interessenten werden durch einen Berater- und/oder Seniorenkreis, meist pensionierte Manager und Unternehmer, ausgesucht. Die Kriterien der Auswahl sind dabei,

• ob sich der Unternehmer der Umsetzung neuer Technologien in der Praxis widmen will (Produktinnovationen haben dabei Vorrang vor Prozeßinnovationen, die im allgemeinen zu Personalabbau führen);

• ob das junge Unternehmen ein hohes personelles Entwicklungspotential vermuten läßt;

• ob das Konzept wirtschaftlichen Erfolg erwarten läßt.

Größte Probleme bereitet den Jungunternehmern die Finanzierung ihrer Ideen, da es weder in Österreich noch in der Bundesrepublik Deutschland einen funktionierenden Markt für Risikokapital gibt.

Kapitalgeber werden jedenfalls dann nicht zu gewinnen sein, wenn die Idee im Konzept nicht schlüssig erscheint und durchgeprüft ist. Es wird nicht genügen, daß der junge Unternehmer selbst von seinem Vorhaben überzeugt ist, er wird sich auch auf die Uberzeugung eines externen sachverständigen Beraters stützen müssen.

Für Österreich empfiehlt eine Studie des Wissenschaftsministeriums (Untersuchung über Technologieparks, Gründerzentren, Wissenschaftsparks und ähnliche Einrichtungen; ausländische Erfahrungen und Schlußfolgerun-

gen in Österreich; November 1985) die Einbeziehung eines möglichst breiten Kreises von Finanzierungsinstitutionen in die Organisation eines österreichischen Technologieparks.

Die Betriebskosten eines solchen Zentrums werden sich laut Studie pro Unternehmen und bei einer Verweildauer von drei bis fünf Jahren im Technologiepark auf drei bis fünf Millionen Schilling belaufen.

Die Studie empfiehlt neben einer anzustrebenden Unterstützung durch öffentliche und private Sponsoren auch steuerliche und arbeitsrechtliche Erleichterungen für die neu zu schaffenden Technologieparks.

Aufgrund des begrenzten Potentials an risikobereiten Jung-

unternehmern und geeigneter Standorte sollten es ohnehin nicht mehr als drei oder vier Zentren in Österreich sein (siehe Kasten „Was es alles in Österreich gibt“). Dabei fehlen weniger technisches Know-how, sondern vielmehr erfolgreiche Umsetzer, Finanziers oder Marketingpotential.

Der günstigste Standort für einen Technologiepark in Österreich ist aufgrund seiner industriellen Infrastruktur und des universitären Forschungspotentials zweifellos Wien. Die Studie des Wissenschaftsministeriums kritisiert jedoch auch, daß im geplanten Technologiepark Wien-Arsenal keine besondere Bindung zur Technischen Universität vorgesehen ist:

„Es wäre bedauerlich, diese optimalen Voraussetzungen nicht zu nutzen und ein Innovationszentrum zu errichten, das ohne enge organisatorische Zusammenarbeit mit den Hochschulen nur einen bescheideneren technologischen Beitrag liefern würde“, stellen die Autoren der Studie des Wissenschaftsministeriums fest.

Diese Zusammenarbeit sollte eigentlich noch organisierbar sein, damit aus dem „Prinzip Hoffnung“ das „Prinzip Leistung“ wird...

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