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Wachsender „Berg“

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Berge wachsen in der Regel nicht. Nur tektonische Beben können sie neu auffalten.

Erzbischof Karl Berg wird am 27. Dezember 80 Jahre alt, am 19. Dezember wird dies offiziell gefeiert werden. Er ist in den letzten Jahren zu einem .Jierg“ geworden, über sich selbst hinausgewachsen.

Berg als Erzbischof von Salzburg: Das Domkapitel hat ihn vertrauensvoll am 26. Dezember 1972 gewählt, erst am Silvestertag gab er nach langer Überlegung seine Zustimmung. Er wollte dienen, nicht leiten, hat aber dies dann sehr gut gelernt: mit Fleiß und Gewissenhaftigkeit. Er wollte seine Diözese im Geist des II. Vatikanischen Konzils erneuern, durch lebendige Gemeinden, aus der Liturgie heraus. Er hat das Haus gut bestellt und gewissenhaft alles für die Hofübergabe vorbereitet. Wer sollte jetzt besser wissen als er, welche Voraussetzungen jener braucht, der dieses Erbe weiterzuführen hat?

Berg als Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz: Nach dem Rücktritt Kardinal Königs zweifelte niemand, ihn zu wählen, doch hat kaum wer vorausgesehen, wie er in diese Aufgabe hineinwachsen werde. Erstaunlich war, wie unerschrocken er nun zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung nahm. Seine Predigten wurden dergestalt „politisch“, daß sie voll Respekt ein großes Echo in den Medien fanden.

Die Bischofskonferenz führt er weise und vertritt sie in großer Verantwortung nach außen hin. Besonders deutlich wurde das bei der außerordentlichen Bischofssynode 1985 in Rom. Dort hat er so bedenkenswerte Worte gefunden, daß nicht wenige überrascht waren. Und als in letzter Zeit die Kirche in Österreich in Turbulenzen kam, hat er in großer Souveränität darauf reagiert.

Wieso ist Berg so gewachsen? Weil er immer bescheiden war und sich jeweils, ohne Rücksicht auf sich selbst, in den Dienst seiner je neuen Aufgabe stellt. Weil eine echte Art von Frömmigkeit ihm ein hohes Maß an Ausgeglichenheit verleiht. Weil er von Anfang an die Kirche gemeinsam mit dem Papst so liebte. Das spornte ihn an, sein ganzes Leben mit all seinen Fähigkeiten der Kirche zu widmen. Das motivierte ihn aber auch, wenn nötig, im Sinne der Mitverantwortung mit Kirche und Papst, sogar ein kritisches Wort zu wagen.

Erzbischof Berg ist ein ganzes Leben lang noch gewachsen. Wir schauen heute auf zu ihm, wir danken und gratulieren ihm. Wer immer sein Nachfolger sein wird in Salzburg oder in der Bischof skonf er enz: Er wird zunächst gleichsam am Fuße eines Berges stehen, den er erst erklimmen muß.

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