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Wiener Prominenz

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Die Medien lieben die Prominenz. Wer ist der Bedeutendste, die Beste, der Schnellste, die Begehrteste! Über die im Lichte berichten sie besonders gerne, denn das ist es, was das p. t. Publikum lesen, hören und sehen will. Freilich, damit man über Super-Prominente und Mega-Stars berichten kann, muß man erst einmal wissen, wer denn so überaus bedeutend, so ungeheuer wichtig ist.

„Wer ist die Schönste im ganzen Land?" wurde der Spiegel schon in märchenhaften Zeiten gefragt. Als die Antwort, zwar präzise, aber leider nicht wie gewünscht ausfiel, kam es bekanntlich zur ökologischen Katastrophe: die Äpfel wurden vergiftet und stifteten Unheil! Manch einer kann nicht vertragen, daß er nur der zweite ist.

Wer ist der bedeutendste Wiener - ich beschränke mich, aus Platzgründen, in dieser Kolumne auf das männliche Geschlecht - dieses Jahrhunderts? Ich meine natürlich den Wichtigsten neben dem Wiener Bürgermeister. Diese Frage wird in wenigen Jahren die Gemüter zwischen Küniglberg und Cafe Central bewegen.

Es wird schwer sein, eine Antwort zu finden. So wird man differenzieren müssen. Das hat den Vorteil, daß es eine Reihe von Berühmtesten geben kann: den berühmtesten Maroni-brater, den bedeutendsten Heurigenmusiker und bekanntesten Straßenpropheten.

Aber auch bei solcher Differenzierung gibt es Probleme. Nehmen wir ein ganz verrücktes Beispiel. Fragen wir einmal nach so etwas esoterischem wie nach bedeutenden Philosophen, nach Menschen, die den denkenden Teil der Menschheit in Bewegung hielten. Da fällt dem einigermaßen Kundigen spontan eine ganze Reihe von Namen ein. Man denkt an den Professor Theodor W. Adorno, der die Frankfurter Schule mitbegründete, in den Vereinigten Staaten Sozialphilosophie lehrte und um das Jahr 1968 Studenten am Main zu allerlei bewegenden Aktionen hinriß. Es fällt einem einer seiner erbittertsten philosophischen Gegner ein, Sir Karl Popper, der den Briten so lange das rechte Demokratieverständnis und die wahre Wissenschaft einbleute, bis ihn die Königin in den Adelsstand erhob. Und man kann auch einen Jungstar der (noch) alternativen Philosophie, den Physiker und Vielschreiber Fritjof Capra nennen, der im legendären Berkely im sonnigen Kalifornien über die Natur der Atomteilchen grübelt.

Was das mit meinem Thema, den bedeutendsten Wienern unseres Jahrhunderts zu tun hat?

Alle drei Koryphäen sind Wiener, und zwar echte. Nur weiß das hierzulande (fast) keiner. Prominent und bedeutend sind halt doch zwei sehr unterschiedliche Eigenschaften.

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