Klimaschutz im Einkaufskorb

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Hagelversicherung: Mehr heimische bäuerliche Produkte - besser für Umwelt, Klima und Wirtschaft.

Eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität Linz im Auftrag der österreichischen Hagelversicherung errechnet die Vorteile für das Klima, die Umwelt und die Wirtschaft, die durch einen verstärkten Kauf von inländischen Agrarprodukten entstehen.

Farbenprächtig ist das Angebot von Obst und Gemüse in den Supermärkten, breit die Angebotspalette von Lebensmitteln, Milchprodukten, Käsesorten und Fleisch - allerdings ist sehr vieles davon weit gereist: Erdbeeren aus Spanien, Trauben aus der Türkei, Camembert aus Frankreich, Eierschwämme aus Litauen, Wein aus Chile...

Eine im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung durchgeführte und vorige Woche präsentierte Untersuchung ("Mehr Bäuerliche Produkte aus Österreich - Besser für Klima, Umwelt und Wirtschaft") ist der Frage nachgegangen, welche ökologischen und ökonomischen Folgen die Einfuhr dieses großen Angebots an ausländischer Ware hat.

Die Autoren der Studie, Univ. Prof. Friedrich Schneider und Michael Holzberger von der Universität Linz, bezogen in ihre Berechnungen die Importe aus 27 Ländern ein. Von diesen sind Portugal (3.000 Kilometer) und Spanien (2.500) am weitesten entfernt. Die Produkte aus der Slowakei (65 Kilometer) und Ungarn (240) haben hingegen im Durchschnitt die kürzesten Strecken nach Wien zurückzulegen.

Der durch die Agrarimporte ausgelöste Verkehr erzeugt eine Reihe von externen Kosten (Unfall- und Spitalskosten, negative Umweltfolgen...). Diese werden in der Studie auf etwa 141,5 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Ein großer Teil davon (41 Prozent) ist den Einfuhren aus Deutschland zuzuschreiben. Die Lieferungen aus der Schweiz und aus Tschechien tragen jeweils etwas über sieben Prozent zum Gesamtbelastung bei.

Was nun die negativen Umwelteffekte anbelangt, so sind sie vor allem darauf zurückzuführen, dass ein Großteil der Transporte auf der Straße stattfindet. Laut Studie belaufen sich die Belastungen auf 97,6 Millionen Euro im Jahr.

Die durch Umschichtung erhöhte Produktion von Agrarprodukten hat natürlich auch positive Auswirkungen auf das Brutto-Inlandsprodukt (BIP). Die Autoren schätzen, dass es auf diesem Weg zu einem BIP-Zuwachs von rund 2,1 bis 5,9 Milliarden Euro (bzw zu einem Anstieg des Volkseinkommens von 1,5 bis 4,15 Milliarden) kommen dürfte. Einen weiteren positiven Effekt hätte eine solche Umschichtung auf die Beschäftigung: Zwischen 17.000 und 49.300 Arbeitsplätze könnten im ländlichen Raum durch Substitution von Agrarimporten neu geschaffen werden.

Die Linzer Studie untersucht darüber hinaus, welche Folgen verringerte Einfuhren von Energie bzw. Brennstoff haben würden, wenn man sie entsprechend durch inländische erneuerbare Energieträger ersetzte. Eine solche Substitution könnte einen BIP-Zuwachs in der Höhe von 649 Millionen Euro auslösen und etwa 6.250 zusätzliche Arbeitsplätze im ländlichen Raum schaffen, errechnen die Autoren.

Von besonderer Bedeutung wären die ökologischen Folgen einer solchen Umstellung: Die CO2-Emissionen könnten verringert werden. Die Schätzungen belaufen sich auf ein Minus von 3,5 Millionen Tonnen. Da die Fachliteratur die Schadenskosten pro Tonne CO2-Äquivalente im Schnitt mit 20 Euro bewertet, ergäbe das eine Verringerung der Schadenskosten um 70 Millionen Euro im Jahr.

Die Studie "Mehr Bäuerliche Produkte aus Österreich - Besser für Klima, Umwelt und Wirtschaft" macht somit deutlich, dass Importreduktionen und damit einhergehend eine Verkürzung der Transportwege durchaus einen bedeutenden Beitrag zur Umwelt- und Klimaschonung leisten.

Fragt sich nur, wie ein solcher Prozess in Gang gesetzt werden könnte. Im Zeitalter der offenen Märkte sind die Möglichkeiten der Wirtschaftspolitik im Wesentlichen darauf beschränkt, die Treibstoffpreise auf ein Niveau anzuheben, das die wahren Kosten des Verkehrs widerspiegelt. Dazu bedarf es allerdings eines gemeinsamen Vorgehens der EU-Staaten. Bis dahin sind vor allem die Konsumenten gefordert, den Faktor Umweltschutz in ihre Einkaufsentscheidungen einzubeziehen, indem sie die Herkunft der Waren beachten. Die Studie macht jedenfalls deutlich, dass es sich lohnt, heimische Ware nachzufragen und die Botschaft zu transportieren: "Du tust etwas für Dein Land und Deine Umwelt, wenn Du inländische Produkte kaufst."

Aus dieser Sicht ist auch das Interesse der Österreichischen Hagelversicherung zu verstehen. "Als Naturkatastrophenversicherer der Landwirtshaft beschäftigen wir uns sehr konsequent mit den Fragen Klimawandel und Klimaschutz," erklärt Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Hagelversicherung. Mit der vorliegenden Studie sei "erstmals wissenschaftlich attestiert, dass jeder Einzelne durch den vermehrten Kauf bäuerlicher heimischer Produkte die Umwelt sowie das Klima schonen und die Wirtschaft stärken kann."

Aus diesem Grund habe die Hagelversicherung zusammen mit dem Landwirtschafts- und Umweltministerium heuer auch eine breit angelegte Werbekampagne gestartet, betont Weinberger. Ihr Motto: "Halte unser Klima rein - kauf Produkte unserer Bauern ein."

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