Das "Amt der Einheit" muß ein kollegiales sein

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Einheit und Vielfalt sind der Kirche wesentlich. Vielfalt meint die weltweite Vielfalt, eben die Katholizität, also die Vielfalt höchst unterschiedlicher Ausprägungen christlichen Glaubens in unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Situationen. Es darf in Europa nicht übersehen werden, daß die kulturelle Vielfalt der Kirche weltweit unverhältnismäßig größer ist als die konfessionelle Vielfalt auf dem alten Kontinent. Wie kann sinnvoll die Einheit solcher Vielfalt zum Ausdruck kommen? Durch Versammlungen am ehesten, wo alle Kirchen und Traditionen gleichrangig nebeneinander vertreten sind, wie bei der bevorstehenden 8. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Harare. Daß das auch schwierig ist, zeigen die Reserven der Orthodoxie dieser Versammlung gegenüber.

Der universelle Jurisdiktionsanspruch einer Partikularkirche, der römischen, ist dazu aber kaum geeignet. Das Papstamt ist gerade auch wegen dieses Anspruchs nicht ein Amt der Einheit, sondern der Trennung.

Daß die nicht-römisch-katholische Christenheit den Primatsanspruch des römischen Bischofs immer ablehnen wird, dispensiert sie aber nicht von der Aufgabe, ebenso darüber nachzudenken, wie die Einheit der Kirche zum Ausdruck kommen kann. Autonome Partikularkirchen, national und konfessionell definiert, die etwa Aussagen der weltweiten Kirche nur als Empfehlung zur Kenntnis nehmen, entsprechen kaum dem, wozu Kirche berufen ist. Soll es darum ein "Amt der Einheit" geben? und wie soll es aussehen? Es wird ein kollegiales Amt sein müssen, um der Vielfalt der Kirche Rechnung zu tragen. Es wird ein Ort der Konsenssuche sein, nicht der zentralen Entscheidung. Es wird ein Organ der Repräsentation von Positionen sein, die von allen Kirchen gemeinsam erarbeitet worden sind. Sicher aber wird auch die Kirche nicht von der Weisheit der Welt absehen können, daß Einheit am besten in Konsensfindung und durch demokratische Strukturen garantiert werden kann, so schmal auch immer das Ergebnis aussehen mag.

Die Ökumene in Österreich wird den Papst als "Oberhaupt" der römisch-katholischen Kirche respektvoll begrüßen, aber daran erinnern, daß wir alle Teil des weltweiten Leibes Christi sind.

Johannes Dantine

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