Sant'Egidio: Das Evangelium ins Spiel bringen
Andrea Riccardi schaut auf 50 Jahre Sant’Egidio zurück: Diese katholische Bewegung stand an der Wiege der Friedensgebete von Assisi, von Friedensmissionen weltweit, von sozialem Engagement.
Andrea Riccardi schaut auf 50 Jahre Sant’Egidio zurück: Diese katholische Bewegung stand an der Wiege der Friedensgebete von Assisi, von Friedensmissionen weltweit, von sozialem Engagement.
Die Buchvorstellung von „Alles kann sich ändern“ in München, Ende Jänner 2020, war perfekt inszeniert. Ort des Geschehens: die Herz-Jesu-Kirche im Stadtteil Neuhausen. Auf dem Podium: Kardinal Reinhard Marx, der wenig später seinen Rückzug vom Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz bekanntgab, der ehemalige Berliner Landesbischof Markus Dröge sowie die ehemalige Bundesministerin und Botschafterin Deutschlands beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan. Und er: Andrea Riccardi, Professor für Geschichte des Christentums und für Zeitgeschichte – und Gründer der katholischen Bewegung Sant’Egidio, die mittlerweile in beinahe 80 Staaten vertreten ist.
Zwei Wochen vor dieser Präsentation wurde Riccardi 70. Das Alter sieht man ihm nicht an. Er wirkt jugendlich – und strahlt Optimismus und Zuversicht aus: Glaubensfreude, die nicht gekünstelt oder gespielt ist. Man nimmt sie ihm ab. Riccardi war Minister für Internationale Zusammenarbeit und Integration im Kabinett Mario Monti, für eine Übergangszeit, und er nutzte diese Chance. Das Angebot des Partito Popolare, als Bürgermeister von Rom zu kandidieren, lehnte er wiederholt ab. Zwar wurde er als Präsident von Sant’Egidio bereits vor Jahren von dem Historiker Marco Impagliazzo abgelöst. Doch er ist nach wie vor „das Gesicht“ der Gemeinschaft.
Christentum an der Peripherie
Auch Riccardi las seinerzeit Mao und Marx. Aber eben auch in der Bibel, als er mit 18, im schicksalshaften Schwellenjahr 1968, zusammen mit anderen Studenten in Rom die Gemeinschaft gründete. Seit 1973 trägt sie den Namen „Sant’Egidio“ – nach dem Patron der Kirche mit angeschlossenem ehemaligem Karmelitinnenkonvent im Szeneviertel Trastevere, wo die Jugendlichen täglich zum Beten und Bibellesen zusammenkamen. 1974 wurden die Gebäude der „Communità di Sant’Egidio“ übertragen. Später erhielt sie auch die Kirche Santa Maria in Trastevere, wo seit Jahren an Weihnachten die Kirchenbänke für das traditionelle Weihnachtsessen mit Obdachlosen weggeräumt werden. Es geht aber dabei, wie bei allen Aktivitäten, nicht nur um Essen, sondern um einen „Mantel der Mitmenschlichkeit“.
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