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Einer wird gewinnen
Der Wettbewerb für Entwürfe des neuen Tafelservices der Republik Österreich hat vor wenigen Tagen begonnen.
Der Wettbewerb für Entwürfe des neuen Tafelservices der Republik Österreich hat vor wenigen Tagen begonnen.
Meister Friedensreich Hundertwasser, Star-Architekt Hans Hollein sowie zahlreiche Manufakturen sowohl inländischer als auch ausländischer Provenienz, darunter sogar irische Leinenwebereien sollen bereits Interesse an dem Wettbewerb für das Tafelservice der Republik Österreich bekundet haben. Das, obwohl der Wettbewerb erst mit 20. April vom Wirtschaftsministerium und dem Österreichischen Institut für Formgebung (ÖIF) ausgeschrieben woirde.
„Ich habe davon noch nichts gehört", erklärt Hundertwasser, der gegen die Vereinheitlichung des Services ist, gegenüber der FURCHE. Denn Einheit beim Service bedeute „Tischdiktatur". Es sollten die Objekte der Monarchie weiterverwendet, mit vorhandenen Beständen, etwa aus der Wiener Werkstätte, und mit Entwürfen zeitgenössischer Künstler vermischt werden. Wichtig wäre daß kein Stück dem anderen gleicht. Diese „Vielfalt und Buntheit" würde Österreichs Geschichte wiederspiegeln und individuellen Vorlieben gerecht werden.
Hollein, der ebenso von dem Wettbewerb noch nichts gehört hat, meint: „Ich weiß noch nicht, ob ich daran teilnehmen werde." Grundsätz-hch hält er das Projekt für sinnvoll und angemessen, denn Österreich habe ein starkes Potential an renommierten Designern und Architekten. Es sei auch wichtig, die alten wertvollen Stücke der , Monarchie zu schützen.
Das jetzige Tafelservice der Republik stammt aus der Zeit Kaiser Franz Josephs und reduziert sich zusehends. Allein im Oktober vergangenen Jahres gingen bei Staatsempfängen mehr als eine MiUion Schilling zu Bruch. Natürlich werden fehlende Stücke ergänzt, aber letztlich sind es nur Reproduktionen. Übrigens wird derzeit Staatsgästen die Suppe in Teetassen serviert, da die ursprünglichen großen Suppenteller den kleinen Portionen heutiger Menüs nicht mehr entsprechen. Auch gibt es kein Fischbesteck, da Franz Joseph Fisch nicht leiden konnte.
Die Anschaffung eines neuen Geschirrs sei langfristig gesehen kostengünstiger, argumentiert die zuständige Staatssekretärin Maria Fekter. Bei monatlichen Ergänzungskosten von einer Miüion Schilling erscheinen die Kosten des Wettbewerbs mit rund 1,2 Millionen Schilling gar nicht so übertrieben. Die Finanzierung der Herstellung der 500 geplanten Gedecke wird mit etwa 10 Millionen Schilling eingeschätzt.
Teilnahmeberechtigt an diesem Wettbewerb sind alle Künstler, .Designer, Architekten et cetera, die in Österreich leben, sowie alle österreichischen Staatsbürger, die im Ausland leben. Die Kreativen müssen ein Speiseservice, ein Kaffeeservice, Salz- und Pfefferbehälter, Tafelbesteck, Gläser, Tischtücher und Servietten entwerfen. Jedes Objekt muß das Staatswappen tragen und das Geschirr muß so konzepiert sein, daß es auch realistisch imigesetzt werden kann und somit marktfähig ist. Denn das Design wird auch im öffentUchen Handel erhältlich sein, allerdings ohne Staatswappen.'^
Alle Entvrärfe müssen bis zum 5. September eingereicht sein. Eine internationale Jury wird die heimischen Kreationen beurteilen; danach folgt eine öffentliche Produktionsausschreibung. 1995 wird das neue Service hergestellt und zum Millennium 1996 soll das Geburtstagsgeschenk an die Republik endgültig vollendet sein.
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