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Begegnung von Kirche und Welt

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Nach 1945 entstanden in Vorarlberg in einzelnen Städten und Märkten als Formen christlicher Erwachsenenbildung örtliche Katholische Bildungswerke, die sich dann 1952 zu einem Landesverband zusammenschlössen. Zuerst wurde das Rheintal und der Walgau und seit 195 5 auch der Bregenzer Wald in die Bildungsarbeit einbezogen. Da Vorarlberg keine eigene Universität besitzt, war es schwer, einen landeseigenen Rednerstab aufzubauen. Trotzdem sprechen heute im Katholischen Bildungswerk 41 Vortragende

über 86 Themen. 1957/58 gliederte sich das Katholische Bildungswerk Vorarlberg in vier städtische, 27 Markt- und 18 dörfliche Bildungswerke.

Die Randlage Vorarlbergs mit der engen kulturellen Verflechtung rund um den i Bodensee brachte in der Bildungstätigkeit manche Befruchtung aus dem süddeutschen Raum. So übernahmen wir von dort die Idee der Ehe- und ländlichen Seminare, die, den österreichischen Verhältnissen angepaßt, größtes Interesse in der Hörerschaft erfuhr. Umgekehrt wurden die in Vorarlberg entwickelten Vortragsreihen des Erziehungsseminars wie auch die Thematik der Vortragsreihe „Heiße Eisen“ von mehreren Städten Süddeutsohlands übernommen. In den

Städten des Landes waren die Vortragsreihen durchschnittlich pro Abend von 400 bis 500 Besuchern, in den Märkten von 300 bis 400 und in den ländlichen Seminaren durchschnittlich von 200 bis 300 Teilnehmern besucht. Entscheidend für die Vor- und Nacharbeit ist die personelle und ideelle Fundierung der örtlichen Bildungswerke in den pfarrlichen Gliederungen der Katholischen Aktion. Je stärker diese Zusammenarbeit ist, um so größer ist auch die Tiefen- und Breitenwirkung, insbesondere der Einfluß auf die öffentliche Meinungsbildung. Dies dokumentierte sich am eindrucksvollsten z. B. bei den Eheseminaren, wo die geistigen Wellen der Vorträge und insbesondere auch der persönlichen Aussprache bis in die Gerichte, ärztlichen Ordinationen und in den Beichtstuhl hinein spürbar waren. Im Rahmen der glänzend verlaufenen sozialen Seminare z. B. erfolgte eine Kontaktaufnahme der Kirche mit führenden Unternehmern, die zur Klärung weiterer Probleme fortgesetzt wird. Die Schaffung einer Arbeitsgemeinschaft der Unternehmer, die Aussprache über seelsorgliche Belange im Betrieb mit den zuständigen Personalchefs läßt hoffen, daß ein weiterer Schritt zur Vermenschlichung der Betriebe getan werden kann.

Ein wesentliches Augenmerk wird auch der Filmarbeit gewidmet. Zwei Studienfahrten ins deutsche Filmzentrum Geiselgasteig unter der Leitung der Filmgilde Tirols wurden durchgeführt. Jetzt laufen auch eigene Filmseminare an.

Dichterlesungen mit W. Bergengruen und E. Schaper waren erlesene Höhepunkte unserer musischen Arbeit.

Wer versuchen aber auch, das eigentliche Gespräch und die persönliche Begegnung von Referenten und Hörern zu fördern. Insbesondere unter der studentischen Jugend zeigt sich großes Interesse an Diskussionen. Abschließend können wir sagen, die Form des reinen Vortragswerkes liegt schon hinter uns, und wir haben nun schon durch unsere Vortragsreihen, Kurse und Wochenendtagungen viele zeitgemäße Formen der Erwachsenenbildung entfaltet, aber noch lange nicht ausgeschöpft. Durch den Uebergang vom reinen Vortragswerk zum Kurs- und Seminarbetrieb stieg auch die Besucherzahl sprunghaft. Blieb in den ersten Jahren der Stand der Hörer auf zirka 15.000, so stieg er bei der Durchführung der Eheseminare im Jahre 1955/56 auf 38.000 und wuchs im vergangenen Arbeitsjahr 1957/58 auf rund 45.000. Uebertragen auf die Bevölkerungszahl, hieße dies theoretisch, daß zirka jeder vierte Einwohner Vorarlbergs einmal jährlich das Bildungswerk besucht hätte. In den letzten Jahren waren 45 bis 55 Prozent der Veranstaltungen Kursvorträge und 50 bis 70 Prozent der Gesamtbesucher waren Teilnehmer an diesen Vortragsreihen.

Die Struktur der Hörer ist sehr erfreulich. Den Stock der Besucher bilden die 18- bis 35jährigen. Auch Männer des öffentlichen Lebens sind als Vortragende wie auch als Hörer sehr oft zu sehen. Das Verhältnis von Männern zu Frauen steht ungefähr 45 zu 55. Die Hörerschichtung geht durch alle sozialen und beruflichen Stellungen. All dies berechtigt zur Hoffnung einer neuen fruchtbaren Begegnung von Kirche und Welt.

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